TL; DR. Überleg dir mehrmals ob du etwas tatsächlich aufgeben willst und ob das Aufgeben nicht ebenso aufwendig ist wie das zum Ende führen.
Beim Schließen meiner Wohnzimmertür kommen mir diverse Schlüsselanhänger, welche an die Klinke hängen, mit unkoordinierten Schwüngen entgegen. Aufgrund der Beschaffenheit der Schlüsselanhänger mit Band hat sich ebenfalls die Medaille meines ersten Halbmarathons dort eingereiht. Also schwingt dieses kleine Stück Metall am gelben Band umher und knallt wiederholt auf die Tür. Als wenn das Klopfen direkt an mein Gedächtnis geht, muss ich mich wieder und wieder an diesen Lauf denken. Es war nicht nur der erste Wettkampflauf, den ich bestritten habe, sondern es war ebenfalls das erste Mal, dass ich eine Distanz über 15 Kilometer gelaufen bin geschweige denn die Halbmarathondistanz von 21,0975 Kilometern. An zwei Stellen des Laufs kann ich mich besonders gut erinnern, denn sie waren wohl die beiden Extreme an diesem Tag. Am Ende des Laufs war ich absolut dehydriert und konnte mich nur unter Kontakt zum nächstliegenden Geländer oder einer Hauswand mit Mühen zum Versorgungscamp kämpfen. Dort angekommen gab es ein alkoholfreies Weizen und die nächste Stunde lag ich im Halbschatten auf dem Rasen und habe diverse Snacks und Kuchen gemeinsam mit den verschiedenen Limonaden heruntergeschlungen. Die andere einprägende Moment trat ein als ich nach einem Verpflegungsstand eine Handvoll Traubenzucker gemischt mit Wasser aus instabilen Plastikbechern trinken wollte. Nachdem der Zucker mit den paar Tropfen, die ich im Laufen erfolgreich in meinen Mund bekommen habe, herunterspülen konnte, riss meine Motivation weiterzulaufen schlagartig ab. Ohne Vorwarnung ist mein Tempo kurz hinter dem 18 Kilometer Marker inmitten der Konrad-Adenauer Allee von Lauf- auf Schritttempo gewechselt und ich dachte mir „okay, das war ein spannendes Experiment, aber ich kann nicht mehr.“ Beim lauten Aussprechen des Gedanken ist mir klar geworden, dass ich in jedem Fall noch die restlichen drei Kilometer bis ins Ziel gehen müsste, also kann ich mich auch ein wenig zusammenraufen und die Restdistanz gemütlich joggen, denn je schneller ich am Ziel bin, desto schneller ist das ganze Debakel auch vorüber! So nahm ich mit den letzten Kräften meine Beine in die Hand und habe mich samt Schlusssprint durch das Ziel geschleppt und gleichzeitig eine für mich herausragende Zeit erreicht.
Das war’s! Das dachte ich mir bei diesem Blog schon häufiger und wenn du dir manche Beiträge ansiehst, hätte ich mir die Mühe des Schreibens und den damit einhergehenden Zeitaufwand sparen können. Mit kreativem Tief und einer Palette an Themen über die ich nichts schreiben möchte, ergibt sich manchmal die Frage, ob an dieser Stelle ein Schlussstrich nicht angebrachter wäre. Genauso wie bei meinem Lauf fällt mir beim lauten Aussprechen des Gedanken auf, dass ich noch nicht am Ziel bin und bei einem frühzeitigen Abbruch dennoch die letzten Kilometer bis ins Ziel laufen müsste. Mit dieser wirren Argumentation schreibe ich jetzt den 199. Beitrag und erfreue mich bald zweidrittel geschafft zu haben. Auf weitere 166 Tage voller Inspiration oder Willenskraft!
Bereust du es, etwas aufgegeben zu haben? Schreib es mir in die Kommentare!
Lied des Tages
Lieblingsstelle
Menschen laufen Halbmarathon
Ich bin halb beeindruckt
KUMMER – Okay