Big City Life

TL; DR. Mehr Leute führen automatisch zu mehr Eigenheiten, die präsent werden.

Ein betrunkener Passant, Mitte 40 hört gemütlich seine elektronischen Sounds über seine Kabelgebundenen Kopfhörer während er mit seiner Dose Whisky-Cola und guter Laune zu den Klängen der Musik tanzt. Bevor er die Straße bei mäßigem Verkehr und der roten Ampel überqueren wollte, tanzte er losgelöst hinter mich und spielte zwei Schläge auf der Ukulele, die zur Hälfte aus meinem Rucksack herausragte. Bei dem überraschenden Blick, den ich erwiderte, kam nur ein fröhlicher, strahlender Gesichtsausdruck zurück und wir beide fanden es amüsant. Kaum war die Straße überquert kam ein älterer Herr stammelnd in meine Richtung und faselte unverständlich Worte mit gestikulierenden Fäusten auf die da oben schimpfend. Keine 500 Meter später lief ein Mann hasserfüllt auf die andere Straßenseite und griff den gegenüberliegenden Mercedes Kombi an bis kurz darauf die Polizei mit zwei Einsatzfahrzeugen diese und eine lokal benachbarte Eskalation deeskalierte und entsprechende Verantwortliche in Gewahrsam nahm. Mit dem Fokus zurück nach vorne gerichtet, kam eine Truppe BMX-Radfahrer in der vollen Breite des Bürgersteigs in meine Richtung und anstatt eine klare Gasse aufzuzeigen, die mir suggeriert wo ich sicher durchkomme, wurde bis zum Meter vor mir der gesamte Weg blockiert und mit eindrucksvollen Manövern mein unveränderter Gang vorwärts nicht beeinträchtigt. Im Schanzenviertel standen, plauderten und tranken tausende Menschen weit weg von der Einhaltung geltender Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie wie Abstandsregeln und dem Tragen einer Schutzmaske. In Parks wurden illegale Raves gefeiert und Trommelkreise gebildet, die Stimmung auf den Straßen und ich den Kiosk-Betrieben war ausgelassen und dynamisch. Bei der Durchsetzung geltenden Rechts wurde der Exekutive sinnlose Aggressivität vorgeworfen, welche jedoch lediglich durch den Widerstand der Bezugspersonen notwendig war und somit lediglich als Defensive wahrgenommen werden sollte. An allen Ecken stapeln sich Pfandflaschen, in unauffälligen Ecken werden Drogen gegen Bargeld getauscht. Es ist laut, es riecht nach einem Mix aus zu viel Parfüm, Bier und Gras, es ist ein normaler Samstag in Hamburg.

All diese Eindrücke sind ein Ergebnis aus der schieren Masse an Menschen, die in dieser relativ großen Stadt leben. Sie ist natürlich nicht vergleichbar mit anderen Weltmetropolen, aber nichtsdestotrotz sind Gruppendynamik und eine kollektive Stimmung in den Stadtgebieten nicht von der Hand zu weisen. An eine solche Vielfalt und Offenbarung von Lebensweisen vom anständigem Tugendjäger bis zum rücksichtslosen Drogenkranken musst du dich erst einmal gewöhnen. Wenn du diese Art von Zusammenleben und Zusammenkommen verschiedener Schicksale nicht gewohnt bist, kannst du dir fast sicher sein, dass du einen Hang zur Überforderung verspürst. Es handelt sich hierbei nicht nur um unbekannte Situationen, sondern viel mehr um einen direkten Eingriff in die eigene Komfort-Zone, nämlich dem Teil davon selbst zu entscheiden, in welche stellenweise filmreifen Aktionen du involviert wirst.

Du gewöhnst dich dran! Trotz der Aussage lauter Stimmen einer Minderheit, die jeden Menschen von Grund auf als böse und hinterlistig einstufen, sind die Leute insbesondere in oberflächlichen Interkationen, meistens freundlich und auf ihre eigene Art und Weise respektvoll. Ihre Eigenart kann dir dabei helfen, besser mit solchen fremden Situationen umzugehen, selbst einen respektvollen Ton zu bewahren und gleichzeitig aufzuzeigen, welcher Schlag von Personen sich in der Großstadt wiederfinden. Dass du dich an das Ganze gewöhnst, muss nicht bedeuten, dass du dich an das Ganze gewöhnen musst. Es ist nur eine Konsequenz aus der Großstadt an sich mit der du unweigerlich in einer freien Gesellschaft leben musst.

Was sind deine Geschichten aus der Großstadt? Schreib sie mir in die Kommentare!

Lied des Tag

Lieblingsstelle

Don’t you wanna know me?
Be a friend of mine
I’ll share some wisdom with you
Don’t you ever get lonely
From time to time?
Don’t let the system get you down

Mattafix – Big City Life

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