Bildendes Auffrischseminar

TL; DR. Es sollte ein stetiges, kostenfreies, pädagogisch kuratiertes Bildungsangebot, welches für alle Bildungsgrade offen zugänglich ist. Ebenso sollte es derart vermarktet sein, dass jeder Bürger um das Angebot informiert ist.

Alles verändert sich und selbst wenn das Mooresche Gesetz mittlerweile nicht mehr den Kern der technischen Entwicklung wiederspiegelt oder als Zielsetzung der entsprechenden Informationsindustrie dient, lässt sich der Fortschritt durch digitale Innovationen nicht leugnen. Für diejenigen, die sich den Wikipedia Artikel nicht durchlesen möchten, kannst du es dir insofern vorstellen, dass die elektrischen Komponenten für Recheneinheiten sich über einen festen Zeitraum auf gleichem Raum verdoppeln. Das ist eine absolut unzureichende Abkürzung einer interessanten, temporären Gesetzmäßigkeit, aber daraus erkennst du zumindest, dass technische Entwicklungen sich salopp gesagt exponentiell verhalten. Das kannst du zwar nicht allgemeingültig stehen lassen, doch die Kernaussage bleibt erhalten, nämlich dass sich die Industrien und die gesellschaftlichen Herausforderungen rasant verändern können. Ausgewählte Industrien merken es deutlich stärker als andere und manche technologiefremden Bereiche müssen sich zwangsläufig damit auseinandersetzen wie zum Beispiel die Berufe der Journalistinnen und Journalisten. Nun gibt es Berufe und Bereiche, die keineswegs dazu gezwungen sind, sich digital weiterzubilden. Darunter fallen neben essentiellen Berufen in der Kinderbetreuung ebenso praktische Berufe, die nicht primär durch den technischen Fortschritt betroffen sind. In diesen Fällen hängt es an jedem einzelnen Beteiligten, sich in seiner Freizeit mit neuen Entwicklungen zu beschäftigen, um eventuell eine neue, datenbasierte Faktenlage in ihren entsprechenden Kontext zu rücken. Wenn wir ehrlich zueinander sind, ist nicht jedem dieser Aufwand wohlgesonnen, wenn doch das Feierabendbier vorm Fernseher so verlockend scheint.

In den ersten Jahrzehnten des Lebens wird die Entwicklung durch die begleitete Lehre in den unterschiedlich ausgeprägten und nicht ausgeprägten Interessengebieten gewährleistet. Diese Lehre passiert meistens als Kombination der Kenntnisse der Eltern, der schulischen Laufbahn, der Ausbildung beziehungsweise dem Studium. Je nachdem welchen Weg du einschlägst, erhältst du einen längeren Zeitraum zu erlernen, wie du dich selbstständig in neue Themen einarbeiten kannst. Dass du diese Fähigkeit jedoch mit Sicherheit erlernst und perfektionierst ist unrealistisch. Nach der begleiteten Bildungslaufbahn bist du selbst darauf angewiesen aus eigenem Antrieb Weiterbildungen inner- und außerhalb deiner Profession anzugehen. Genau das wird auch von den meisten Bundesländern durch den Bildungsurlaub gefördert, den du für fast alle Weiterbildungen verargumentieren kannst. In meinem Artikel „Ein bisschen Programmieren?“ bin ich bereits darauf eingegangen, dass es in einer immer verstrickteren, globalisierten und komplexeren Welt schwierig ist, bei einem Funken Neugierde fehlende Bausteine vollständig nachzubilden. Das kann zum Einen zu einem lückenhaften, nicht-fundierten Wissenstand führen, der jedoch nicht durch dich selbst als solcher erkannt wird, zugleich aber kann das demotivierend wirken und schlussendlich dazu führen sich gar nicht erst an neue Themenbereiche heranzuwagen. Auf lange Sicht sind die Konsequenzen daraus Wissenschaftsleugnung, Hereinfallen auf Populismus und ein potentielles Unverständnis bei einschneidenden Maßnahmen zum eigenen und fremden Bevölkerungsschutz.

Wie wäre es also mit einem Auffrischseminar? Oder einer Anlaufstelle, die eben jene geführte Wissensvermittlung für Personen außerhalb der schulischen Laufbahn übernimmt? Mit diversen Formaten der Öffentlich Rechtlichen, wissenschaftsbasierten YouTube Kanälen oder frei zugänglichen Publikationen ist bereits eine unfassbar große Menge an Rohmaterial verfügbar. Diese können jedoch verschiedene Level an Vorbildung voraussetzen und sind mit der schieren Vielfalt kaum vollständig einsehbar, als dass es als effektive Wissensvermittlung dienen könnte. Jedoch könntest du eine Selektion, Kategorisierung und Ordnung in diese Formate bringen, die ebenso wie das vorgeschriebene Curriculum in der Schule einen Lehrplan aktuellen Wissens für die verschiedenen Bildungsstufen bereitstellt. Dieses Curriculum sollte von unabhängigen und pädagogisch ausgezeichneten Stellen kuratiert werden. Sofern es bereits so ein Angebot gibt, lass es mich wissen! Der essentielle Schritt wäre hier im Nachgang das Marketing. Niemand darf sich dazu gezwungen fühlen, sondern sollte eher belohnt werden, sich entsprechend weiterzubilden, aber an erster Stelle sollte jeder über das Angebot informiert sein. Zudem muss sichergestellt werden, dass es nicht durch Ideologen, Fundamentalisten oder letztlich industriell unterwandert wird. Die Investitionen für derartige Projekte sind enorm, aber rein von der Idee her, scheint mir der Ertrag unermesslich und zukunftssicher. Die Umsetzung wird nur mehrfache Iterationen benötigen, bis das Konzept vollständig ausgereift ist und in der Zwischenzeit darf das Vertrauen darin nicht abbrechen.

Was hältst du von der Idee? Lass es mich wissen!