TL; DR. Anfangs könntest du die Mehrstunden genießen, doch mit der Zeit entwickeln sie sich zum Alltag.
Mit einem routinierten Tagesablauf kommst du häufig an den Punkt, an dem du im Autopilot durch die Termine, Verpflichtungen und Aktivitäten saust. Trotz der angenehmem Abwechslung bleibt die Fassung, in der deine investierten Stunden untergebracht werden, die gleiche. Nun läuft nicht immer alles nach Plan und je weniger du bereits einen Puffer für etwaige Zwischenfälle eingebaut hast, desto disruptiver ist der Effekt auf deinen Tagesablauf. So kannst du bei ausreichend Abstand zu einem aufkommenden Unfall eben diesen umfahren oder du fährst direkt hinein und bist dann in alle zeitlichen Konsequenzen davon verwickelt. Letztendlich hast du jedoch kaum Macht darüber, welche Phänomene auftreten, insbesondere wenn es jene sind, die mit höherer Gewalt bezeichnet werden können. Sollte dein geplanter Tag durch irgendwelche Strapazen verlängert werden, wünscht du dir vielleicht mehr Stunden herbei. Insbesondere dann, wenn eine Aktivität, dessen Hauptaugenmerk nicht auf dem Amüsement liegt, in den Fokus rückt und eine weitere Aktivität der aktiven Freizeitgestaltung zu kurz kommt. Der Wunsch nach mehr Stunden am Tag kommt also daher, dass du die angenehmere Freizeitbeschäftigung mehr ausleben möchtest.
Angenommen, die Tage sind ab morgen länger und unsere Körper wäre automatisch dazu in der Lage in den Mehrstunden aktiv zu sein ohne mehr Zeit in den Schlaf zu investieren. Damit wäre der Wunsch nach mehr Stunden am Tag im wahrsten Sinne erfüllt. Und nun? Um die Reaktionen der Wirtschaftswelt, in der wir uns befinden, zu betrachten, müssen wir erstmal die Unterscheidung tätigen, ob alle Akteure von der Verlängerung des Tages wussten. Wenn sie von den zusätzlichen Stunden wussten, wurde vermutlich frühzeitig an Personal aufgestockt, zumindest in Bereichen in denen ein Schichtbetrieb möglich ist. In gängigen Bürojobs ist jedoch kein Schichtbetrieb vorgesehen und das Arbeitszeitgesetz legt die maximale Arbeitszeit auf 10 Stunden pro Tag fest und es darf ein Durchschnitt über 9,6 Stunden pro Tag binnen von sechs Monaten oder 24 Wochen nicht überschritten werden.
Die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf acht Stunden nicht überschreiten. Sie kann auf bis zu zehn Stunden nur verlängert werden, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden.
§3 ArbZG (Stand: 30.04.2021)
Da ich mich ausschließlich über Sekundärquellen über diese Zeiten informiert habe, war ich kurz irritiert, wie du auf 9,6 Stunden kommst. Das ist jedoch leicht nachzurechnen. Wir haben in Deutschland sechs Werktage pro Woche à 8 Stunden. Das sind 48 Stunden pro Woche und somit 1152 Stunden auf 24 Wochen. Wenn du jetzt einen Büro-Job an fünf Tagen in der Woche ausübst, ergibt sich die durchschnittliche, nicht zu überschreitende Arbeitszeit pro Tag aus (24 Wochen*8 Stunden * 6 Werktage)/(5 Werktage*24 Wochen)=9,6 Stunden. Das Gesetz zu ändern ist etwas langwieriger, also können sich Arbeiter entsprechend glücklich schätzen, ihre Tätigkeit in gewohnter Manier auszuführen. Somit bleibt bis zum Aktivwerden der Legislative eine Zeit in der du schlichtweg mehr an einem Tag tun kannst. Du hast keine Ausrede mehr, ein Hobby schleifen zu lassen, dich nicht um dich und deine Liebsten zu kümmern oder neue Interessen zu verfolgen. Die verfügbare Mehrzeit ist am Anfang ein reiner Zusatz, doch nach einer kurzen Eingewöhnungsphase, entwickelt sich diese freie Zeit in genau die dicht verpackte Aneinanderreihung der Termine wie zuvor und der Freizeitstress kehrt wieder ein. Da stellt sich natürlich die Frage, ob sich das ganze dann lohnt.
Du kennst in deinem Umkreis oder wohlmöglich auch aus verschiedenen deiner Lebensphasen Persönlichkeiten, die sich nicht allzu gut selbst beschäftigen können. Die soziale Komponente ist verpflichtend für die ausreichende Deckung der gewünschten Unterhaltung und der Vermeidung von Langeweile. Häufig kannst du dich in solchen Fällen in endlose Mediatheken stürzen, um zumindest einige Stunden zu überbrücken, doch das ist bei weitem keine Dauerlösung. Für diese Art von Persönlichkeit kann es gegebenenfalls von Vorteil sein, weniger Freizeit-zu haben. Zumindest weniger Freizeit am selben Tag an dem gearbeitet wird. Schließlich raubt dir die Arbeit auch die benötigte Kreativität um entsprechende extrakurrikulare Aktivitäten zu verfolgen. Solltest du jedoch zu den Personen gehören, die sich absolut unproblematisch mit sich selbst beschäftigen können, neue Interessen erschließen oder bereits in Hobbys verteilt sind, die entsprechende Aufmerksamkeit brauchen, geben dir die zusätzlichen Stunden am Tag den nötigen Spielraum, um die eigenen Fähigkeiten auszubauen und zu schärfen. Letzten Endes würde der Arbeitsmarkt uns wieder einholen und die Produktivität würde mit neuen Arbeitsweisen versucht gesteigert zu werden bis die Freizeit relativ wieder dem gleicht, was zuvor der Fall war.
Was würdest du mit der dazugewonnenen Zeit anstellen? Lass es mich wissen!
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