TL; DR. Musik kann dir sowohl helfen, deine positive Stimmung zu verbessern, als auch deine negative Stimmung zu bekämpfen. Hierbei kann es sich sogar um das gleiche Lied handeln.
Die Musik muss zur Stimmung passen! Diese Anforderungen kann multiple Ausprägungen vorweisen. Zum einen kommt es auf deine Stimmung an, zum anderen was die Quelle deiner Musik ist. Interpretieren wir jegliche Komposition von Umgebungsgeräuschen als Musik, so sind Musik und Stimmung unzertrennlich, dabei ist die Stimmung nichts anderes als ein Spiegelbild deiner emotionalen Lage und diese Beziehung eine anhaltendes Paar über das gesamte Leben hinweg. In der Musik gibt es Lieder, die an sich traurig klingen und wirken, sowie absolute Partyhits, die eine angeheizte Stimmung noch weiter befeuern bis der Schweiß von der Decke tropft. Wenn Musik für Feierlichkeiten eine Festtagsstimmung erzeugen kann oder genauer gesagt eine positive, gutmütige Stimmung noch weiter in ihrem Zustand ver- und bestärken kann, wie sehen weitere Kombinationen in anderen Situationen aus? Hier mein Ansatz:
glückliche Stimmung | traurige Stimmung | |
glückliche Musik | verstärkende Wirkung | verstärkende Wirkung |
traurige Musik | vermindernde Wirkung | vermindernde Wirkung |
Jeder kennt die Rausschmeißermusik, die gute „Party is over“-Musik. Sie charakterisiert sich eher durch ruhige Melodien, langsame Rhythmen, weniger Text oder musikalisch wenig reißerischer Ausmalung der Möglichkeiten. Sie kann jedoch ebenfalls sehr deprimierende Texte beinhalten oder gar in ihrer lyrischen Freiheit die Persona von depressiven, suizidgefährdeten Individuen abbilden. Diese Musik kann die ein oder andere Party ins verderben stürzen und die Laune der Teilnehmer derart runterziehen, dass ein festliches Zusammenkommen schlichtweg nicht mehr möglich scheint. Stattdessen hält jeder Gast inne und reflektiert vielleicht über die akuten Probleme, dessen Plage ihn in erster Linie zum hemmungslosen feiern bewegt hat. Eben jene Musik, die einer energetischen Stimmung den Wind aus den Segeln nehmen kann, kann dies auch bei einer abgehalfterten depressiven Stimmung erreichen. Dieser Moment, in dem der Zweck in manch Tätigkeit derart fern scheint und du dich gar fragst, ob es einen Zweck gibt, schlägt sich in bedrückenden Gefühlen nieder und diese Tiefphase wirkt so lange endlos bis sie vorbei ist. Hier kommt die traurige Musik gar zur Hilfe. Denn die verminderte Wirkung, die solche Musik auf eine waschechte Partystimmung haben kann, lässt sich vergleichbar übertragen. Mit Problemen landest du bei einfacher Unachtsamkeit ungewollt in einer Spirale, die dir den Blick auf das große Ganze verdirbt, denn kaum beobachtest du einen möglichen Ausweg, schon drehst du dich weiter und dir wird schlecht. Die Mäßigung durch Lieder, die eben jene Geschwindigkeit aus der Abwärtsspirale herausnehmen, lassen dich die Auswege deutlicher erkennen, das potentiell gemeinschaftliche Leid teilen und erleichtern dir die Reflektion über das, was dich in erster Linie die Spirale runtergeschubst hat. Verbleiben wir in diesem Bild, hat eine glücklich aufpeppende Musik bei solcher Stimmung den Effekt, dass du eben keinen Ausweg siehst, sich die Spirale schneller dreht und der Teilbarkeitssinn für Probleme abhanden kommt.
Da die Kunst hinter der Musik nicht nur ein zusammengestelltes Produkt aus belanglosen Gedankenkonstrukten ist, sondern ein Werk welches diverse Unstimmigkeiten und Probleme von individuellen Persönlichkeiten intrinsisch miteinander vereinbart und gesammelt kommuniziert, scheint zumindest mir diese Wirkung kontraintuitiv. Besonders willkürlich scheint es in dem Moment, in dem die Interpretation ein und des selben Liedes in glücklicher Stimmung eine verstärkende Wirkung und in trauriger Stimmung eine mindernde Wirkung erzielt. Zum Beispiel wenn ein Thema mit emotional belastender Vorgeschichte in ein schrilles, belebendes Pop-Lied verarbeitet wird und in beiden Lagen den gewünschten positiven Zweck erzielt, dann kommt die selektive Wahrnehmung solcher Werke zur richtigen Zeit gar einem Wunder gleich. Sie ermöglicht uns, das beste aus mehrsprachigen Interpretationsebenen zu nutzen und uns in Richtung einer Balance der Gefühlswelten zu bewegen.
Solltest du dich selbst in musikalischer oder anderweitiger künstlerischen Verwirklichung gefunden haben, kannst du diese positiven Effekte nicht nur als passiver Teilnehmer wahrnehmen, sondern bist in der Lage deine positiven sowie negativen Erlebnisse zu kanalisieren und eben diese Werke zu kreieren, die anderen Zuhörern ein Werkzeug bereitstellt, welches sie zum Selbstzweck nutzbar gestalten können. Das ist eine atemberaubende Ausgestaltung eines Bereichs, der bei weitem nicht von allen in seiner Gänze wertgeschätzt wird. Schade eigentlich.
Welche Lieder hörst du bei schlechter Laune? Schreib es gut gelaunt in die Kommentare!
Lied des Tages
Lieblingsstelle
I wanna get fucked up ‚til the hurt goes away
But I always feel like shit when I wake up the next day
Maybe I’ll stay home and get on my knees and pray
But it always seems like God has nothin‘ to say
I wonder why
Harley Poe – I Wanna Die