TL; DR. Wenn du von etwas genug zu dir nimmst, wirst du automatisch Kenner, denn du entwickelst einen nuancierten Bezug dazu.
Mein aktueller Kaffee hat ein Geschmacksprofil bestehend aus Schokolade, Honig und Haselnuss. Der letzte Rotwein, den ich getrunken habe, hatte im Profil Noten von Brombeere und Vanille. Die 99% Schokolade, die stets in meinem Haus vorzufinden ist, entwickelt ihrem Geschmack graduell und geht von einer erdige Note über einen runden Körper zur schokoladig vollendeten Süße. Das sind drei Beispiele für eine subjektive Beschreibung und einem Vergleich von dem was du schmeckst, wenn du selbst in den Geschmack dieser Produkte kommst. Geschmäcker sind verschieden und Erfahrungen spielen immer mit rein. Erinnerst du dich an deinen ersten Kaffee? Solltest du ihn direkt schwarz und ohne Zucker probiert haben, zog sich wohl alles zusammen, da du solch bittere Lebensmittel noch nie zu dir genommen hast und der Geschmack des Bitteren instinktiv für schädliche Komponenten reserviert ist. Doch wie kommen wir dazu, all die Dinge, die uns natürlich nicht schmecken nach und nach in unserer Konsumliste wiederzufinden? Du gewöhnst dich dran.
Mein erster Kaffee war mit Milch und Zucker. Ich war es schon gewohnt, schwarzen Tee mit Milch zu trinken und damals war mehr einfach besser. Da wurden Zucker und Milch auf dem Tisch entdeckt und dann Zucker und Milch dem Kaffee beigegeben. Die süße, cremige Suppe wurde von Mal zu Mal mit weniger Zucker verfeinert, bis die süße Ergänzung vollständig verschwand. Dasselbe geschah dann mit der Milch und schlussendlich trinke ich Kaffee aus Genuss und ohne verfälschende Beigaben. Denn dazu hat es sich entwickelt, einem Genussmittel. Plötzlich wurde der Grundgeschmack eindeutiger und unbedeutender und die Finesse hinter den einzelnen Nuancen wurde mir bewusst. Daraufhin habe ich gelernt, wie die Profilbeschreibungen entstehen.
Eine Kurzanleitung zum Kenner lautet also, etwas so lange bewusst zu probieren, bis der Grundgeschmack ein dauerhaftes Grundrauschen wird. Das Grundrauschen benebelt nicht mehr die Sicht auf die Kleinigkeiten. Noch professioneller kannst du das Ganze betreiben, wenn dir eine Person mit mehr Erfahrung den Weg zu all den verschiedenen Besonderheiten aufzeigt, sodass du sie nicht selbst finden musst und du danach kurzerhand später deine eigenen Pfade auffinden kannst. Sei dir stets bewusst, dass zu viel Konsum von etwas meistens Nebeneffekte wie Sucht mit sich führen kann. Solltest du dich unerwartet als Kenner von offensichtlich schädlichen Substanzen identifizieren, wäre es besser, wenn du eben dieses Kenner-Sein vielleicht an den Nagel hängst.
Worin bist du eine richtige Kenner*in? Schreib es mir in die Kommentare!
Lied des Tages
Lieblingsstelle
There’s no combination of words I could put on the back of a postcard
No song that I could sing, but I can try for your heart
Our dreams, and they are made out of real things
Like a shoe box of photographs
With sepia-toned loving
Jack Johnson – Better Together