TL;DR. Manchmal hilft es, temporär etwas wegzulassen, das man mit Selbstverständnis genießt.
Wer kennt es nicht? Das Zweierpack Kinder Bueno an der Kasse, die handliche Pico Balla Packung für läppische 55 Cent oder das nostalgiebehaftete Kinder Ü-Ei, das du dir mit einpackst und dich für eine kurze Zeit über die Sorglosigkeit des Lebens freust. Es sind nunmal die kleinen Dinge im Leben. Du weißt meistens was gerade um dich herum passiert. Du nimmst deine Umgebung mit den Sinnen wahr, überlegst was du in den nächsten Stunden machst oder versuchst panisch deinen vollgepackten Kalender ohne Rücksicht auf dich oder andere einzuhalten. Das passiert, zumindest mir, häufig im Auto-Pilot und die Routine ist auch eine große Stärke, die wir als Mensch haben. Es spart unglaublich viel Energie, wenn du dich nicht andauernd für alles bewusst entscheiden musst. Jedoch fällt es mir häufig nicht auf, wenn ich die Lebensnotwendigen Entscheidungen wie Essen oder Trinken unbewusst vernachlässige. Doch wie im letzten Beitrag erwähnt, bin ich ein großer Befürworter davon sich selbst auszutricksen, indem man sich kleine temporäre Projekte zulegt.
Mit Beginn des neuen Jahres habe ich auch wieder meine vegetarische Zeit begonnen. Im Klartext heißt das für mich, dass ich auf Fleisch, aber nicht auf Fisch verzichte, ich könnte es also auch pescetarische Zeit nennen, doch die Bezeichnung „vegetarisch“ sorgt bei den meisten Personen bereits für Klarheit, nämlich, dass ich keine Gerichte mit oder aus Fleisch konsumiere. Das ganze hat 2018 begonnen, als ich gerade die Gastgeber unterstützt habe, den Sekt zu verteilen um kurzerhand später zum Glockenschlag auf das neue Jahr anzustoßen. Auf die Frage, ob ich denn Neujahresvorsätze hätte, stammelte ich nur ein verwirrtes „Nein“ und konzentrierte mich lieber darauf, meinen Sekt nicht zu verschütten. Wenn ich ein ganzes Jahr ohne Vorsätze leben konnte, wäre es interessant zu sehen, ob ich mir einen Vorsatz aufstellen kann, den ich wahrscheinlich einhalte, der aber eine grundlegende Veränderung in meinen unbewussten Entscheidungen trifft, sprich unbewusste, routinierte Entscheidungen aktiv in mein Bewusstsein zu rücken. Schließlich habe ich mich entschieden drei Monate vom 1. Januar 2018 bis zum 31. März 2018 auf Fleisch zu verzichten. Im Jahr darauf ging diese Phase vom 1. Januar 2019 bis zum 30. April 2019, daraufhin vom 1. Januar 2020 bis zum 31. Mai 2020, und nun bleibe ich voraussichtlich vom 1. Januar 2021 bis zum 30. Juni 2021 fleischfrei. Ein seichter, aber stetiger Anstieg um einen Monate pro Jahr um den Fleischkonsum über das Jahr gerechnet zu reduzieren. Eine Standardfrage die ich mindestens ein Mal bekomme ist „Warum machst du das?“ Worauf meine Antwort häufig ist: „Weil ich es kann.“ Natürlich hätte ich 2018 auch auf Zucker, Koffein oder Alkohol verzichten können, aber insbesondere bei Zucker war mir das Risiko zu hoch, es nicht durchzuhalten. Zudem gehen damit mehrere positive Nebeneffekte für mich und andere einher. Sei es der verminderten CO2 Ausstoß, den ich zu verantworten habe, weniger Bestandteile von Medikamenten, insbesondere Antibiotika, die ich passiv durch Fleisch zu mir nehme, aber auch das Bewusstsein für die Gesundheit, die man durch die neue Situation in seiner Ernährung entwickelt.
Das Konzept auf etwas zu verzichten und sich eine Zeitspanne für diesen Verzicht rauszunehmen, gibt es schon lange. Du kennst bestimmt jemanden, der mit dem Anlass der religiösen Feiertage irgendetwas fastet, was ihr/ihm lieb ist. Man muss nicht religiös sein oder sich gar an diese Zeiten halten um auf etwas zu verzichten. Du kannst dich von heute auf morgen dazu entscheiden, dass du auf etwas, von dem du weißt, dass es dir nicht unbedingt gut tut, aus deinem Plan streichen willst. Süßigkeiten, Alkohol, Junk Food, gezuckerte Limonaden, Videospiele, Streamingdienste oder tierische Lebensmittel gehören dabei wohl zu den Klassikern. Das Prinzip ist immer das Gleiche. Nimm etwas, wovon du zu viel, zu regelmäßig, insgesamt zu exzessiv Gebrauch machst und lass es für einen vorbestimmten Zeitraum weg. Das können Tage, Wochen oder gar Monate sein. Solltest du dir unsicher sein, ob du es schaffst, fange einfach mit einem kleinen Zeithorizont an und taste dich langsam an diese bewusste Umstellung heran. Ein besonders positiver Effekt scheint mir die Wertschätzung zu sein, die man im Nachhinein gewinnt.
Als ehemals größter Abnehmer der Süßigkeiten an den Kassen diverser Supermärkte kann ich definitiv sagen, dass es mir dieser Fokuswechsel in meiner Ernährung sehr dabei geholfen hat, nicht immer zuzugreifen, nur weil mein innerer Schweinehund das so möchte.
Gibt es bei dir etwas, worauf du über einen Zeitraum verzichtest? Falls ja, hast du Veränderungen an deinem Verhalten bemerkt? Lass es mich doch in den Kommentaren wissen!
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