TL; DR. Ein Schüler aus BaWü verwendet seit mehreren Jahren einen E-Mail-Alias von mir und kennt sich offensichtlich nicht so gut im Internet aus.
Es begann zirka vor vier Jahren. Ich bekam Spam-Mails und davon auch nicht wenig. Es waren aber nicht die typischen Kronprinzen, die mir 3.000.000€ geben, sobald ich die 150€ Transaktionsgebühren überwiesen habe oder die verblüffend authentisch aussehenden Phishing E-Mails im Stil à la PayPal, eBay oder Amazon, welche mit tückischen Kopien meine Zugangsdaten erschleichen möchten, aber in Großbuchstaben, denn es scheint wichtig zu sein: „JETZT SOFORT EINLOGGEN SOFORT“! Nein, es waren überwiegend Mails von Seitensprungportalen, anmeldepflichtigen Pornoseiten, virtuellen Sexvideospielen oder dann doch die gute, alte Candy Crush Saga, aber in kostenpflichtig, denn es war auch nur eine Tarnung für ein sehr dubioses Online-Casino. Na gut, dachte ich mir und war sehr zufrieden mit meinem Spamfilter, denn diese E-Mails landeten alle direkt im Spam. Wer nun aber auch aufgrund von fehlkonfigurierten E-Mail-Servern an Universitäten, von Forschern, Kommilitonen oder sonstigen Parteien hin und wieder seinen Spamorder auf entsprechende Mails durchsuchen muss, mag verständlicherweise genervt sein. Ich war genervt. Irgendwann bekam ich eine Epic Games E-Mail, die mich dazu auffordert meinen Account zu aktivieren. Es war kein Spam. Ich habe mich jedoch nicht bei Epic Games angemeldet. Ich war sichtlich verwirrt. Nach kurzem Überlegen ob ich in vergangener Zeit meine E-Mail-Adresse auf potentiell schwach geschützten Plattformen verwendet habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass das nicht der Fall sei.
Nächster Schritt. Woher kommen die authentischen, vertrauenswürdigen E-Mails, wenn ich sie nirgends angegeben habe? Für jeden, der sich diese Frage mal gestellt hat, empfehle ich einen kurzen Check bei ‚;–have i been pwned?. Dort könnt ihr einsehen, ob eure Mailadresse in einem bekannten Datenleck enthalten ist. Das war und ist noch immer nicht der Fall. Schließlich habe ich dann die Header der E-Mails gecheckt und siehe da, ich finde meine E-Mail-Adresse zwar als Empfängerinformation wieder, aber ohne entsprechende Punkte, welche unabhängig von Ziffern und Buchstaben vorkommen. Nach einer kurzen Google-Suche fand ich heraus, dass Google Punkte in der Adresse ignoriert.
Google’s Gmail service does indeed ignore periods in the address before the @gmail.com. In fact, a Google support page states that “dots don’t matter in Gmail addresses,” and in your example, you could even get a message sent to f.i.r.s.t.n.a.m.e.l.a.s.t.n.a.m.e@gmail.com.
New York Times
Alles klar. Jemand verwendet also eine Abwandlung meiner E-Mail-Adresse, um sich auf gängigen Pop-Ups illegaler Streaming-Plattformen zu registrieren, ein wenig Glücksspiel zu betreiben und Fortnite zu zocken. Mittlerweile sind die gängigen Methoden der Nutzerauthentifizierung der 00er Jahre auch bei solchen Seiten angekommen. Das bedeutet, man muss nach der Anmeldung auf den Authentifizierungslink in der entsprechenden Mail klicken um sich zu verifizieren beziehungsweise um zu gewährleisten, dass es sich um ein echtes E-Mail-Postfach handelt. Bei Seiten, dessen Nutzerauthentifizierung sogar schon im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts angekommen sind, steht mir ebenfalls frei dem Betreiber der Seite mitzuteilen, dass ich mich nicht dort registriert habe und jemand fälschlicher oder illegaler Weise eine Adresse verwendet hat, die zu meinem Postfach führt. WICHTIG: Bevor du bei merkwürdigen E-Mails auf irgendwelche Links klickst, solltest du vorher überprüfen, ob es sich nicht um Phishing handelt. Die Mails haben nahegelegt, dass die Person, die meine Adresse verwendet hat, stets ihren echten Vor- und Zunamen verwendete und anscheinend genauso heißt wie ich. Oder halt Alexander, was ebenfalls mit Alex abgekürzt wird.
Ich vermutete eigentlich einen schlechten Scherz dahinter und konnte nicht wirklich glauben, dass sich jemand als mich ausgibt um sich bei den ganzen Seiten zu registrieren. Nach und nach ebbten die Spam Mails ab, denn viele Dienstleistungen und Funktionen lassen sich häufig nicht ohne verifizierter E-Mail verwenden. Ab und an bekomme ich zwar noch die typischen „Violetta11Sex will dich unbedingt kennenlernen!“-Mails, aber es hat ein Ausmaß angenommen, mit dem mein Spamfilter sehr gut zurecht kommt. Wäre es dabei geblieben, würde ich diesen Artikel nicht schreiben.
Die Digitalisierung an deutschen Schulen geht voran, sehr sehr langsam, aber auch an Schulen in Baden-Württemberg hat man festgestellt, dass eine Kommunikation über E-Mail den pädagogischen Lehrauftrag erweitern kann. Woher ich das weiß? Anscheinend geht der nette Alex, der meine E-Mail-Adresse ohne Punkte verwendet in Baden-Württemberg zur Schule, wurde um 2005 herum geboren und hat anscheinend nicht ganz verstanden, wie E-Mails funktionieren. Es hat nicht einfach jeder Mensch eine festgelegte Adresse mit Vor- und Zunamen, die man dann einfach bei der Klassenliste hinterlegt und auf magische Art und Weise dann Post erhält, auch wenn ich das ziemlich praktisch fände. Daraus ergeben sich so viele Fragen. Dürfen dann nur noch Babys mit eindeutigen Namen geboren werden? Jedenfalls muss ich Alex leider enttäuschen, seine Wunschadresse ist leider belegt. Woher habe ich die ganzen Informationen? Am 18. August 2020 kam die Mail
Guten Abend liebe Schülerinnen und Schüler,
Mail von einer Geschichtslehrer*in?
die 1. email an euch, die Arbeitsauftrage kommen noch für den Rundgang
durch die Altstadt von Bad Bergzabern.
Morgen werdet ihr noch Informationsmaterial ausgehändigt bekommen damit
ihr auch interessante Objekte in der Altstadt vorstellen könnt.
Helene, Lea und Mustafa werden euere Stadtführung bewerten.
Bis morgen mit herzlichen Grüßen,
Ich war sehr froh über diese E-Mail. Ich hatte endlich eine Zugangsperson zu dem Alex, der stets eine irrelevante E-Mail auf seiner Klassenliste einträgt, dann hat der Spuk bestimmt ein Ende! Ich habe der Geschichtslehrer*in in einer sehr höflichen E-Mail die Situation geschildert und im gleichen Zuge darauf hingewiesen, dass es nicht datenschutzkonform ist, alle E-Mail-Adressen für alle Adressaten sichtbar in der Mail zu hinterlassen.
Sehr [geehrte Damen und Herren],
Ich
ich möchte Sie darauf hinweisen, dass diese E-Mail-Adresse zu keinem Ihrer Schüler gehört.
Bei Gmail werden Punkte in E-Mail-Adressen vernachlässigt, so landen auch E-Mails die an <meine Adresse ohne Punkt> adressiert werden, unweigerlich in meinem Postfach und werden nie vom vorgesehenen Adressaten empfangen. Ich bitte Sie Ihren Schüler, der diese E-Mail-Adresse verwendet / verbreitet auf diesen Fehler hinzuweisen und diese E-Mail-Adresse nicht mehr zu verwenden.
Zudem möchte ich Sie auch auf die Richtlinien der DSGVO hinweisen die durch das preisgeben aller E-Mail-Adressen verletzt wird. Alle E-Mail-Adressen Ihrer Schüler sind in der von Ihnen versendeten E-Mail sichtbar, eine Möglichkeit das zu umgehen ist die Verwendung des Bcc.
Mit freundlichen Grüßen
Endlich war das Rätsel gelöst! Alex wusste einfach nicht, was er da tut oder er wusste es und wollte sich vor Informationen schützen, wer kennt es nicht? Ich habe leider nie eine Antwort erhalten, aber meine Annahme war, dass dieser Fall ausgereicht haben sollte um den Spam in Zukunft zu verringern. Der Spam hält sich bis heute in Grenzen. Anscheinend ist Alex erwachsen geworden und hat auf die harte Tour gelernt, dass man nicht alles tun sollte, was Internet Pop-Ups einem nahelegen, insbesondere nicht seine richtigen Daten angeben!
Heute kamen zwei weitere Mails. Die der Spotlehrer*in und die der Politiklehr*in dieser Klasse. Ich bin mir bewusst, dass meine Rechtschreibung und Zeichensetzung manche Aussetzer hat, aber wie kann man bitte als Lehrer*in derart miserables Deutsch schreiben? Sowohl grammatikalisch als auch vom Format her sind diese Mails unfassbar umständlich zu lesen und wenn ich mit meinen 16 Jahren in der Schule solche E-Mails erhalten hätte, wäre das die perfekte Ausrede für meine grottigen Deutschnoten gewesen. Zum Glück konnte ich meine zuvor abgeschickte Antwortmail kopieren, einfügen, absenden und auf das Beste hoffen. Die Sportlehrer*in hat mir sofort geantwortet, wenn auch mit einer technisch unsinnigen Ausrede, aber immerhin hat sie sich bei mir bedankt und gemeint, dass sie Alex über seinen Fehler informiert. Habe ich zwar nicht erwartet, aber das fühlte sich gut an.
Ich habe kurz überlegt ob ich die weiteren Mails auch noch hier aufliste, aber die enthalten beide Informationen, die die Anonymität der Beteiligten verraten würde. Solltest du eine*r dieser Lehrer*innen sein, lege ich euch ans Herz: BITTE REDET MIT EUREN KOLLEGEN ÜBER SOLCHE VORFÄLLE. Mensch. Das kann doch nicht so schwierig sein, mit seinen Kollegen über solche Lappalien zu sprechen. Schließlich brüstet sich eure Schule auch damit, eine Fachschule für Informationstechnologie und Digitalisierung zu sein.
Und Alex, bitte leg dir deine eigene E-Mail-Adresse zu. Danke.
Song of the day
Favorite part
You’re a sour little boy
With a fragile masculinity
You saw me as your toy
Now that I’m not, you abuse me
You’re a sour little boy
Absolutely no fun
You saw me as your toy
Now that I am not, you throw a tantrum
When life gives you lemons (L-E-M)
You don’t make lemonade (O-N-S)
You use them to make girls cry (L-E-M-O-N-S)
You take those lemons (L-E-M)
No sugar at all (O-N-S)
And you squirt it right into our eyes (L-E-M-O-N-S)
Brye – LEMONS – Demo