Alte Geräte für junge Leute

TL; DR. Selten können 100% der Materialien in Elektrogeräten recycelt werden. Eine Neuanschaffung sollte unter den gängigen Nutzen-Kosten-Aspekten entschieden werden.

Manche Bereiche in der technologischen Entwicklung ändern sich nie. Das Prinzip einer Filterkaffeemaschine bleibt dasselbe, ein Mahlwerk hält sich an die natürlichen Gesetzmäßigkeiten des Mahlens und ein Kassettenspieler liest den Magnetstreifen auf die selbe Art und Weise, während der Motor die genormte Geschwindigkeit aufrecht erhält. Bei qualitativen Produkten hält die verwendete Technik ewig, wobei die Produkte entsprechend gepflegt und gewartet werden müssen. Die Kaffeemaschine sollte regelmäßig gereinigt werden, das Mahlwerk benötigt ein wenig metallische Aufmerksamkeit und der Kassettenspieler möchte gerne vom Staub befreit seine Arbeit verrichten können, angreifende Feuchtigkeit vermeiden wollen, um ein langes und erfülltes Leben zu führen. Die meisten Produkte, die sich nicht einer immer steigenden Rechenkapazität bedienen müssen oder von einem natürlichen Verfall ihrer Bestandteile betroffen sind, können ein Mal erworben und dann für ewig verwendet werden. Die Problematik hinter solchen Produkten ist nur, dass sie schlecht in die Idee des Wachstums passen, denn ein Produkt welches du ein Leben lang behältst, wird schließlich nie erneuert. Damit ist der Markt bei Produkten guter Qualität schnell gesättigt. Dieses Problem wurde auch erkannt und so werden immer neue Features hinzugefügt, um einen Scheingrund zu schaffen, den guten Kauf nochmals zu tätigen. Das ist natürlich schade!

In einer konsumorientierten Gesellschaft werden solche Produkte gerne nach und nach ersetzt und somit landen die tüchtigen Vorgänger auf dem Schrott, auf dem sie dann unvollständig recycelt werden. Selbst wenn 100% der Materialien recycelt werden können, ist die Energie, welche beim Herstellungs- und Recyclingprozess aufgewandt werden, für immer verloren. Eine bessere Form der Wiederverwertung ist die Wiederverwendung. Das kann zum einen durch das Lagern eines Produkts als Ersatz passieren oder bei der Weitergabe an jemanden, der gerade auf der Suche nach eben jenem Produkt ist. So wird die maximale Lebensdauer eines Produkts ausgenutzt, bevor es erneuert werden muss. Dieses Verhalten hat jedoch in manchen Fällen auch eine Schattenseite.

Mit fortschreitendem technischen Fortschritt werden Kernbestandteile der Produkte ebenfalls weiterentwickelt und effizienter, sicherer und angenehmer gestaltet. So wurden Fluor-Kohlenwasserstoffe aus Kühlschränken verbannt und Fernseher immer sparsamer, gleichzeitig wurde die Langlebigkeit von Netzteilen erhöht und die verbauten Materialien wurden generell hochwertiger. Der zuvor angesprochene Energieverlust durch eine verfrühte Entsorgung lässt sich somit in manchen Fällen in der Form rechtfertigen, dass die Einsparungen durch das neue Produkt die indirekten Entsorgungsmehrkosten rasch wieder ausgleichen. Das Konzept von Mehrwegelektronik könnte somit in genau dieses Licht gerückt werden und du könntest deine Entscheidung eines Neukaufs mit den Fragen überdenken

1. Ist die aktuelle Lösung defekt oder unzureichend?
2. Ist die aktuelle Lösung ineffizienter im Vergleich zur neuen Lösung?
3. Sind die direkten Mehrkosten auf meiner Seite durch den Mehrwert auf Produktseite abgedeckt?
4. Sind die indirekten Mehrkosten durch den Mehrwert abgedeckt?

Wenn du alle Fragen mit einem „Ja“ beantworten kannst, ist die Anschaffung unter dem Wiederverwertungsaspekt unbedenklich. Lust- und Luxuskäufe werden mit diesen Fragen zwar nicht gänzlich unterdrückt, doch deine Entscheidung fällt generell reflektierter aus, wenn du dir zumindest einen kurzen Moment Zeit nimmst, um die Situation zu bewerten.

Was ist dein ältestes Elektrogerät, welches du noch benutzt? Mal sehen, ob es gegen mein 16 Jahre altes Küchenradio ankommt!