TL; DR. Wenn das Fass zum überlaufen gebracht wurde, solltest du das Fass nur in geeigneter Umgebung umwerfen, aber sonst in Ruhe einen Mob holen und überlegen wie du die Sauerei am besten beseitigst.
Es gibt Moment, in denen kannst du die Situation nur noch verfluchen, sie beschimpfen, willkürlich Gründe für etwas suchen, wo die Schuld zwar irgendetwas zugewiesen werden kann, jedoch nichts, ja gar nichts an dem Ausgang geändert wird und du lediglich dein erhitztes Gemüt nach außen trägst. Mit unkontrollierten Auswürfen ist es ein Leichtes, Menschen um dich herum unbeabsichtigt anzugreifen oder zu verletzen. Schließlich ist die Austragung der eigenen Befindlichkeiten meist ein unkontrollierter Akt und fordert seine eigenen Verluste. Aus der Ego-Perspektive sind zudem Einblicke in die Köpfe der anderen Teilnehmer nicht möglich und letztendlich tragen alle einen Schaden davon. Bei einer hohen Frustrationstoleranz setzt dieser Punkt deutlich später ein, aber selbst der ausgebildeteste Ruhepol kann durch eine Sequenz unglücklicher Ereignisse im Handumdrehen erschüttert werden. Nun bleiben zwei sinnvolle Auswege, den Ruhepol wieder in Balance zu bringen. Entweder, du lässt es raus und versuchst gezielt deine emotionale Seite an den Menschen um dich herum vorbei zu manövrieren oder du gehst den ruhigen Weg und atmest wörtlich oder bildlich gesprochen tief ein und aus. Wenn du in eine Situation gelangst, in der du dich nicht wohl oder gar bedroht fühlst, versetzt sich dein Körper in einen Stresszustand. Die ausgeschütteten Hormone sorgen dafür, dass du unter Anspannung mehr Kraft aufwenden kannst um etwaige Flucht-, Angriffs-, oder Verteidigungsversuche zu unternehmen. Was damals ein überlebensnotwendiger Reflex war, ist heute das unangenehme Gefühl von Stress oder Panik.
Im Homeoffice sind naheliegende Methoden das Hineinbrüllen in das nächstgelegene Kissen, der Kopie eines kindlichen Trotzanfalls, bei dem du auf dem Boden liegst und Arme und Beine auf und ab zu Boden schlägst oder das durch die Gegend werfen werfbarer Gegenstände, die weder Schaden nehmen, noch Schaden anrichten. Nach und nach entwickelst du ein Gespür für deine richtige Methode und findest Mittel und Wege dich auszupowern. Dabei solltest du selbstverständlich darauf achten, dir keinen Schaden zuzufügen und vielleicht nicht unbedingt mit geballter Faust gegen die nächste Wand schlagen. Das ist schmerzhaft. Das sind alles Methoden, die funktionieren, wenn du alleine bist, eine gewohnte Umwelt betrachtest und sich somit keiner bei derartigen Ausbrüchen Sorgen machen muss. Für den Fall, dass du im Büro, einem Vorlesungssaal oder in Gesellschaft bist sieht das ganze natürlich anders aus, denn wer hat schon immer einen Stressball zur Hand?
In Ruhe zurück zur Ruhe kommen lautet hierbei die Strategie. Wenn das eigene Befinden bereit ist, außerordentlich viel Energie zu investieren und zu verbrauchen, gibt es noch lange keinen Grund, dies auch zu tun. Denn ist die Energie erstmal externalisiert, muss sie wiederum neu zugeführt beziehungsweise verstoffwechselt werden. Das klingt bereits ineffizient, also ist ein anderer Weg einzuschlagen, sofern die Energie anderweitig benötigt wird. Der erste Schritt in diesem Fall ist es die Ruhe zu bewahren. Das klingt einfacher als es letztendlich ist, da der erste Andrang überwältigend und impulsiv und lässt sich somit schwer unterdrücken ist. Die Kunst ist es, frühzeitig zu bemerken, dass etwas losgetreten wird und im besten Fall bereits dafür zu sorgen, dass es gar nicht erst stattfindet, aber letztendlich kannst du immer einen Schritt zurückrudern. Durch künstlich erzeugte Umgebungen wirken Dinge häufig wichtiger als sie sind, dabei sind wenige Aspekte des Lebens wirklich wichtig und in einem konstruierten Krisenfall sollte ein Fehltritt nicht gleich zu dem aus einem realen Krisenfall bewertet werden. Du kannst dir überlegen, was dich das letzte mal auf die Palme gebracht hat und ob es der Weltuntergang war, den du in diesen Moment darin gesehen hast. Vermutlich nicht. Also halte einen Moment inne, atme tief ein und aus, denn dadurch bekommst du ein gutes Gefühl für das Ausmaß der Anspannung, die du kanalisieren musst. Neben den ganzen Buzz Words wie Resilienz, welche eher dafür sorgt, gar nicht erst an diese Stelle zu kommen, musst du deine Contenance bewahren. Solltest du bereits ausgeholt haben, kannst du noch immer den nächsten Ansatz unterbinden. Ablenkung, also ein induzierter Fokuswechsel hilft besonders gut dabei. Dafür kannst du bei anhaltender tiefer Atmung die Augen schließen oder rausgehen, dein Lieblingslied vor dir her summen und nach ein paar Augenblicken der einkehrenden Ruhe dein Problem mit nüchternem Verstand angehen und lösen. Wir sind doch alle nur Menschen.
Was sind deine Taktiken um wieder runter zu kommen? Schreib sie mir in die Kommentare!
Song of the day
Favorite part
Beyond the Staples Center you can see America,
With its tired, poor, avenging disgrace,
Peaceful, loving youth against the brutality,
Of plastic existence.
Pushing little children,
With their fully automatics,
They like to push the weak around,
System Of A Down – Deer Dance