TL; DR. Bevor du dich in Widersprüchen verstrickst, solltest du Fehler eingestehen um im Zweifelsfall den Reparationsprozess zu starten.
Niemand ist fehlerfrei. Eine Welt ohne menschliche Fehler wäre eine lernfreie Welt, denn ohne Fehler gäbe es keinen Zeitpunkt an dem du sagen könntest, dass du etwas von nun an beherrscht ohne es zuvor gekonnt zu haben, also kannst du entweder alles oder nichts. Das Erlernen und Weiterentwickeln von Fertigkeiten sowie kognitiver Methodik ist und bleibt der Hauptbestandteil des Erfolgs der Menschen. Wenn du ein paar hundert Jahre zurückdenkst, konnten viele Leute nur von den Regeln träumen, die wir als selbstverständlich erachten. Gemeinsam als Zivilisation wachsen wir an Herausforderungen, doch je nachdem in welcher Stimmungslage sich die Bevölkerung befindet, wird selbst konstruktive Zusammenarbeit aus taktischen Gründen unterbunden, nur um letztendlich die Quittung bei der nächsten Gelegenheit zu bekommen. Viele Konflikte können sehr schnell gelöst werden indem beide Parteien ihre Fehler eingestehen. So entsteht nämlich keine kräfteraubender Streit der Schuldzuweisungen, sondern es wird festgestellt, welche Diskrepanzen existieren, welche davon faktisch und welche ideologisch begründet sind. Faktische Streitpunkte müssen vorab geklärt werden, denn häufig gibt es einen Konsens auf dem aufgebaut werden kann. Nur in wenigen Fällen kann es sein, dass der Konsens nicht die tatsächliche Wahrheit abbildet. Das ist jedoch zum einen sehr selten und zum anderen kann der bis dato akzeptierte Konsens in seine Anteile von Befürwortern und Gegnern aufgeteilt werden, denn schließlich ist nicht alles schwarz oder weiß.
Konflikte können in jedem Bereich auftreten, wo mehrere Personen gemeinsam zu einem Aktionsplan kommen müssen. Diese Art der Zusammenarbeit findest du häufig in verschiedenen Betrieben, aber insbesondere findest du eine solche Konstellation von Streitpotential in politischen Gremien. Hier gibt es weniger ausgereifte Zusammenstellungen wie in der Hochschulpolitik, jedoch gibt es als Kontrast die essentielle Kommunalpolitik, die verschiedenen Länderebenen und letztendlich die Bundesregierung. Zu all diesen Gruppen kommen noch etwaig eingebundene Verbände für diverse Arbeitsbereiche hinzu. Bei Entscheidungen, die eine Themenkomplex nicht voran bringen oder sogar stagnieren lassen, obwohl das Resultat erwartet ist, wird häufig als politische Entscheidung bezeichnet. Hierbei geht es nicht darum, dass in einem politischen Rahmen eine Entscheidung getroffen wurde, sondern darum, dass die Intention dahinter nicht dem Zweck der Zufriedenstellung der Wähler gilt. Ein Beispiel, das wohl in allen Ebenen zu irgendeinem Zeitpunkt vorkommt ist, dass ein Beschluss nicht bejaht wird, weil die Beschlussvorlage von einer anderen Partei kommt, dessen Ideologie nicht vollständig geteilt wird. Das Ja würde in diesem Fall gegen die bejahende Partei verwendet werden können, obwohl es sogar gute Gründe geben kann, warum ein Beschluss gefasst und unterstützt werden sollte, selbst wenn dieser gegen die eigene Ideologie geht. Wenn dieses Phänomen bei kleineren Abstimmungen auftaucht, bahnt sich meistens dieses Verhalten bei größeren Abstimmungen an, denn größere Abstimmungen haben eine weitere Medienreichweite und hier wird penibel darauf geachtet, was nach außen kommuniziert wird. Für den Außenstehenden Wähler wirken viele Ergebnisse und Beteiligungen etwas willkürlich und die Aufbereitung der Aussagen in den jeweiligen Pressenkonferenzen ist der einzige Strang an Informationen, der in der Außenkommunikation klar vorliegt.
Nun sind politische Entscheidungen häufig ein strategischer Zug, um politisch niedere Bedürfnisse zu decken wie jenes, länger die regierende Partei zu sein, obwohl die ausführende Politik schon lange nicht mehr zeitgemäß ist. Dieser Drang der Selbsterhaltung sorgt insbesondere für eine Haltung, die es verbietet, sich Fehler einzugestehen. Denn in den politischen Rängen gilt noch immer das konservative Wertebild, dass das Eingestehen von Fehlern Schwäche symbolisiert. In den meisten Zweigen der Gesellschaft ist dieser Urglaube mittlerweile abgeschafft und es ist bekannt, dass Fehler passieren und diese zum Wachstum genutzt werden können, solange sie klar benannt und aufgezeigt werden. Wenn jedoch ein Fehler in der Legislative im Erstellungsprozess von Gesetzen bereits angemerkt wird, dieser Fehler nachträglich vom Bundesgerichtshof bestätigt wird, dann ist es nicht nur eine fehlende Inkompetenz, den Fehler nicht zu akzeptieren und weiterzumachen, sondern es zeugt von Rückgratlosigkeit die eigene Schuld abzuwälzen und die Entscheidung der höchsten Instanz der Judikative gleichzeitig Recht zu geben. Die Kompromissbereitschaft wird dadurch forciert und scheint nicht in der generellen Handlungskompetenz der Autoren zu liegen. Fehlende Kompetenzen könntest du an dieser Stelle alternativ als „schwach“ bezeichnen. Politische Entscheidungen sind manchmal unumgänglich, doch wenn einem ein Fehler aufgezeigt wird, sollten die Verantwortlichen entsprechend dafür einstehen und sich nicht der Gefühlslage der Wähler beugen, insbesondere wenn sie sich dadurch direkt widersprechen.
Gestehst du dir Fehler ein? Schreib mir deinen größten Fehler in die Kommentare!
Song of the day
Favorite part
You have to leave, I appreciate that
But I hate when conversation slips out of our grasp
You spent the evening unpacking books from boxes
You passed me up so as not to break a promise
Scattered polaroids and sprinkled words around your collar
In the long run, you said you knew that this would happen
Maximo Park – Books From Boxes
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