Gottes Stimme im Ohr?

TL; DR. Vielleicht hören Leute tatsächlich eine Stimme in ihrem Ohr und halten sie für Gott.

Das tägliche Niederschreiben von Ideen hat mir einiges gezeigt. In den Fällen, in denen ich lediglich einen Titel abspeichere, um daraus einen Artikel zu schreiben, komme ich zwar immer auf die Idee, die hinter dem Titel steckt, aber die Quellen entfallen. Durch die schlechten Eigenschaften des Gedächtnisses, kannst du dir leider nicht sicher sein, ob die klare Erinnerung tatsächlich so abgebildet ist. Das Phänomen galt bei der Aktualisierung des Wohnorts auf meinem Reisepass, den ich mit einem Blutsvertrag versichert hätte, nur um festzustellen, dass die Erinnerung wie ich morgens um sieben Uhr im Bürgerbüro Barmbek-Nord war, um den Wohnort vor meinem USA-Urlaub auf Hamburg ändern zu lassen. Dass dem nicht so ist, ist mir aufgefallen als ich meinen Reisebass vor der Reise nach Großbritannien inspiziert habe. Erinnerungen trügen. Dieser Artikeltitel stammt aus einer kurzen Erwähnung in einem TED-Talk über die evolutionäre Entwicklung des Gehirns und der damit einhergehenden Struktur zur Sprache und Interpretation. Die Suche nach der Quelle hat einen weiteren Artikel gesponsort, da ich dadurch auf das Reafferenzprinzip gestoßen bin, das eine absolut faszinierende Theorie darstellt.

Die referenzierte Aussage der Präsentatorin war, dass sich manche Verbindung der Gehirnhälften erst mit der Evolution ergeben haben. Das führt insbesondere dazu, dass sich ein Bereich des Gehirns, der sich für die intuitiven und automatischen Entscheidungen bemüht nicht mehr in dem Bereich bemerkbar machen kann, der für die Auffassung von auditiven Reizen verantwortlich ist. Gleichzeitig wird jedoch mithilfe des Sprachzentrums eben jene intuitive Entscheidungsempfehlung verbalisiert und nicht als ein eigenes Spracherzeugnis wahrgenommen. Plötzlich nimmst du eine externe Stimme wahr, die von dir stammt. Dieser Zustand wird stellenweise angeboren und kann auch durch einen operativen Eingriff erzeugt werden, der aus anderen medizinischen Gründen durchgeführt wird. Die Essenz war hierbei, dass diese relevante und heutzutage selbstverständliche Verbindung nicht immer vorhanden war und so Menschen aus dieser Zeit wahrhaftig glaubten, dass Gott zu ihnen spricht, dabei waren es nur sie selbst.

Stell dir vor, du beginnst Stimmen zu hören. Erst mit der Lehre über ein nicht-menschliches Wesen, dass mit einzelnen Propheten kommuniziert und dem gemeinen Bürger vorenthalten ist, interpretierst du diese Fiktion in die externe Stimme hinein, die deine eigene ist! Eine aufgeklärte Person würde sich selbst als verrückt erklären und mit dieser Stimme leben lernen oder sich gegebenenfalls in ärztliche Behandlung geben. Diese Möglichkeiten waren von 2000 Jahren allerdings nicht vorhanden. Fortschritte in der Forschung rund um die medizinische Behandlung von tiefgreifenden mentalen Problemen bilden somit einen ausgezeichneten Begleiter für die Aufklärung.

Hörst du Stimmen? Es ist bestimmt nur deine Intuition!