TL; DR. Hin und wieder die Komfortzone zu verlassen, tut dir gut und ist gesund!
Das erste mal bevor ich eine Bühne betreten habe, hatte ich derart Lampenfieber, dass ich mich bis zum Beginn des Theaterstücks in der Nähe der Toilette befunden habe, da ich mit dauerhafter Übelkeit die Befürchtung hatte, mich zu Übergeben. Da ist eine Kloschüssel attraktiver als der Boden. Nach dem letzten Glockenschlag war mir klar, dass es kein Zurück mehr gibt und ich auf die Bühne muss, da das Theaterstück im vollem Umfang begonnen hat. Mit dem ersten Schritt ins warme, grelle Scheinwerferlicht verflog die Übelkeit. Es schien fast klischeehaft, wie einen Moment lang alles still war und dann der Spruch, den meine Rolle ständig über das Stück hinweg wiederholt hatte, den wunderschönen Dialekt entlarvt hatte und jede Unsicherheit verpufft war. Es sollte vermutlich ein bayrischer Dialekt sein, doch letztendlich habe ich nur versucht so zu reden, als hätte ich gerade zwei Maß Bier getrunken. Das war eine interessante Erfahrung. Vermutlich war das nach den verpflichtenden Musikschulkonzerten, bei denen lediglich die Eltern der Kinder beiwohnten und die Konzentration auf das Notenblatt jede Nervosität sofort verdrängte, mein erster Auftritt. Das ganze fand auf einer Bühne einer Aula statt, die mehrere hundert Leute fasste und meiner Erinnerung nach ausverkauft war. So unangenehm die Phase vor dem Auftritt war, das befreiende Gefühl danach und der gesammelte positive Zuspruch von Eltern und Lokalpresse hat jede negative Erinnerung direkt verdrängt. Das ist ein typisches Resultat davon, wenn du deine Komfortzone verlässt.
Die Komfortzone ist Teil eines Konzepts, welches besagt, dass du drei individuelle Zonen definierst, welche du in Ringe auffassen kannst, nämlich die
- Komfortzone, welche einen Zustand beschreibt in dem du mit den anstehenden Aufgaben und Herausforderungen vertraut bist oder du keine eigene Überzeugungskraft aufbringen musst, um etwas zu erreichen.
- Gefahrenzone, welche sich am besten dadurch beschreiben lässt, dass du mit der Situation überfordert bist, nicht weiter weist und am Ende der Gefahrenphase eher ängstlicher verbleibst, als selbstbewusster.
- Optimale Leistungszone, welche zwischen der Komfortzone und der Gefahrenzone liegt und dir bei deiner persönlichen Entwicklung ausschließlich positiv mitwirkt und dein Selbst herausfordert, ohne es zu überfordern.
Als Kind nimmst du diese Zonen kaum war. Du tust das, was dir beliebt, wie es dir beliebt, sammelst lebhaft deine Erfahrungen und entwickelst dich rapide zu einem funktionsfähigen Individuum. Durch elterliche, aber auch soziale und gesellschaftliche Einschränkungen lernst du nach und nach, dass es diese Zonen gibt und sie dich in deinem Handeln beeinflussen können. Sie bewahren dich davor, dich selbst in Gefahr zu begeben und versichern dir somit ein unversehrteres Leben. So sind dir Tätigkeiten in der Komfortzone immer lieber, als jene in der Gefahrenzone. Doch die Grenzen sind fließend. Stell dir deine Komfortzone als den Horizont vor, den du sehen kannst. Mit jedem Mal, wo du die Komfortzone verlässt, lernst du neue Weiten kennen und erweiterst ihn. Im fremden Fernen kannst du auf Stolpersteine stoßen, die Überwindung kosten, doch am Ende des Tages ist plötzlich jedes begegnete Terrain ein neuer aufgedeckter Fleck deiner mentalen Weltkarte. Die optimale Leistungszone bezeichne ich hierbei als jene Zone, die deinem Kopf hilft, sich weiterzuentwickeln. Menschen sind unfassbare Gewohnheitstiere und wir sind ausgezeichnet darin, uns Routinen anzugewöhnen. Routinierte Tätigkeiten verbrauchen deutlich weniger Energie, sorgen dann vermutlich aber auch für weniger neue Verknüpfungen und langfristig für unveränderte oder gar sinkende kognitive Leistungen. Um kein Gefangener der Routine zu werden, solltest du regelmäßig deine Komfortzone verlassen.
Für mich ging es dann weiter mit den Auftritten meiner Band, dem Mitsingen von Liedern, obwohl ich partout nicht singen kann, dem Umzug in eine absolut fremde Gegend und zu guter Letzt, dem Aussetzen der eigenen Person gegenüber von Risiken. So habe ich als Teilnehmer mit einer weiteren Teilnehmerin auf dem Rekrutierungsevent meines aktuellen Arbeitgeber spontan die Live-Band gekapert. Das einzige Lied, das ich so häufig gespielt habe, dass ich es auch nach gutem Essen und winterlichem Jagertee performen konnte, war Willst du von Alligatoah. Ich habe mich zu diesem Zeitpunkt definitiv nicht in meiner Komfortzone befunden, doch retrospektiv war es die einzig richtige Entscheidung. Auch wenn ich meine Risikobereitschaft als normal bezeichnen würde, denke ich, dass du sie als Außenstehender vermutlich als risikoavers bezeichnen würdest. Deine Komfortzone zu verlassen bedeutet nicht, sich willkürlichen Risiken auszusetzen. Es lässt sich eher dadurch beschreiben, dass du an einer Gabelung stehst und den schlecht beleuchteten, kurzen Weg wählst, nur um festzustellen, dass nur die ersten Laternen defekt sind und der hellerleuchtete Weg dich nun schnell ans Ziel bringen wird. Häufig hast du weniger zu verlieren, als du in dem Moment denkst, also wähle ab und an das Risiko, verlasse die Komfortzone und entwickle dich und deine Persönlichkeit stets weiter!
Welche Aktivität war dir stets so ungewohnt, dass du sie unterlassen hast? Schreib mir deine Geschichte in die Kommentare!
Song of the day
Favorite part
Think you know everything
You really don’t know nothing
I wish that you were more intelligent
So you could see that what you are doing
Is so shitty, to me
Kate Nash – Dickhead
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