TL; DR. Mainstream ist vermutlich nicht das was du denkst, aber journalistische Qualität geht in dem Zwang zur Quantität in den gegebenen Umständen verloren.
Politikverdrossenheit ist kein unbekanntes Phänomen. Die Wahl ist solch ein altes Privileg, das von manchen als eher lästig empfunden wird. Die Themenauswahl beschränkt sich auf eine Handvoll aktueller Diskussionsbereiche, es fallen Unmengen an Versprechen an, die spätestens in den Koalitionsverhandlungen eingebüßt werden und alles in allem scheint der Politbetrieb in der vergangenen Zeit ein wenig zäh. Du kannst dich aber auf die Medien und Berichterstattung verlassen, oder? Die immer weiter aufsteigende Medienskepsis fällt dir spätestens bei Berichten von Querdenken-Versammlungen auf oder durch Berichte um und über die Motivation der Wähler extremistischer Parteien. Den großen Medienhäusern und dem Öffentlich-Rechtlichen wird vorgeworfen, gleichgeschaltet zu sein, einseitig zu berichten und die Agenda der Politik anzunehmen.
Im Buch „Mainstream – Warum wir den Medien nicht mehr trauen“ spricht Uwe Krüger über genau dieses Phänomen, jedoch keineswegs in einer rechtfertigenden Manier. Dabei zeigt er Beispiele auf, in denen die meist-konsumierten Zeitungen jedweder Couleur sich auf einen Konsens geeinigt zu haben scheinen, der zu den entsprechenden Zeitpunkten der politischen Agenda folgte. Dabei waren auch kritische Betrachtungen vorhanden, aber keineswegs in dem Überfluss wie er heutzutage vom Publikum erwartet wird. Dabei sind die Hauptbeispiele das Mandat um den Bundeswehreinsatz in Afghanistan 2001, die Berichterstattung um die Finanzkrise 2008, die Krim-Krise 2014 und zu guter Letzt die Flüchtlingskrise 2015. All diese Ereignisse haben die Presselandschaft dominiert und in der Retrospektive haben leitende Journalisten nachweislich unsauber gearbeitet und würden nach Zitaten im Buch einen anderen Weg wählen. Die Eingeständnisse wurden meist in kleinen Artikeln desselbigen Blattes veröffentlicht, aber keineswegs breit getreten. Das interessante Gefüge hierbei ist, dass die Erklärung dazu keine große Verschwörung ist, sondern ein Umstand der Umgebung zu sein scheint.
Der Autor erklärt wie sich das Bild von „Mainstream“ ergibt und wie sich in diesem Begriff große Medienhäuser unbeabsichtigt aneinander anschmiegen, selbst wenn sie grundverschiedene Positionen und Leitsätze vertreten. Der Erklärungsansatz läuft über das Phänomen des Indexings, in dem sowohl die Themen als auch eine Tendenz zur Interpretation dem staatlichen Konsens folgt, sofern einer vorliegt. Das Ganze scheint ein Effekt zu sein, der durch die Informationsbeschaffung von Journalisten zustande kommt. Diese sind neben den öffentlichen Möglichkeiten, welche ebenfalls gewisse Vertraulichkeitsregeln beherbergen können (Stichwort „unter drei“), an diverse Verbände geknüpft, in denen Politiker sich mit ausgewählten Vertretern von Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Medien treffen, um einen Meinungsbildungsprozess zu ermöglichen, der in größeren Runden schlichtweg nicht möglich ist. Wer außerhalb dieser Meinung reagiert, kann ausgeschlossen oder beim nächsten Mal nicht mehr eingeladen werden. Die verschiedenen Beispiele werden mit Aussagen von Teilnehmern dieser Kreise hinterlegt und das Indexing wird plötzlich in die Realität geholt. Neben diesen Einflusseffekten werden noch Missstände in der Themenwahl durch die soziale Herkunft aufgelistet. Die meisten Journalisten sind studiert und kommen zum Großteil aus besseren Verhältnissen, sind aber gleichzeitig an die Tücken der aktuellen Arbeitsmarktstrategie ausgesetzt. Zusätzlich werden einige Zusammenhänge von Aussagen der Intendanten und Chefredakteure mit einem gewissen Ziel der Erziehung der Leser beziehungsweise Zuschauer verbunden. Hierbei wird durch Uwe Krüger erinnert, was die eigentliche Aufgabe sei.
Nicht umsonst soll in einer modernen westlichen Demokratie der Journalismus unabhängig und frei sein, soll auch berichten über das, was demokratisch gewählte Politiker nicht für hilfreich halten. Journalisten sind nicht verantwortlich für das Gelingen einer bestimmen Griechenlandpolitik, nicht für die Qualität der transatlantischen Beziehungen, nicht für die Bewältigung der Flüchtlingskrise. Sie sind auch nicht verantwortlich für die Erziehung ihrer Nutzer, sondern dafür, Öffentlichkeit herzustellen.
Mainstream – Warum Wir den Medien nicht mehr trauen (p. 144, 2. Auflage, Uwe Krüger)
Es ist bedrückend ein Körnchen Wahrheit in den wildesten Verschwörungstheorien zu sehen, jedoch solltest du keineswegs das ganze Vertrauen anzweifeln, du musst dir nur ein paar Momente mehr Zeit nehmen, hinter die Quellen zu schauen. Insbesondere die eingegliederten externen Kanäle wie es bei funk der Fall ist oder durch ARD Monitor gelebt wird, kommen kontroverse Inhalte im gleichen System zum Vorschein und auch bei einer einseitigen Berichterstattung gibt es Journalisten, die sich ihrem Berufszwang enteignen und bedeutsame Aufklärung betreiben, so absurd es mit allen Umständen scheinen mag.
Wie viel Vertrauen hast du in die Medien? Schreib es mir in die Kommentare!
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