TL; DR. Etwas konzeptionell zu verstehen und vorab durchdacht zu haben, hilft dir im Selbstvertrauen eben jene Sache umzusetzen und Überraschungen erwartbarer zu gestalten.
Mit den zahlreichen Freibadbesuchen in der Jugend wurde auch eine aktive Springerkultur gelebt. Wir hatten in unserer Heimatstadt einen Sprungturm, der Gerüchte zufolge zwei Meter verbaut worden sei. Somit war das fünf Meter Brett zirka zwei Meter höher als geplant und die zehn Meter Plattform entsprechend auf ihre zwölf Meter gehoben. Das alles hielt uns nicht davon ab, bei Öffnung der höheren Ebenen die Leitersprossen hinauf zu sprinten und uns waghalsig runter zu stürzen. Eins der Phänomene war hierbei, dass durch die spärlichen Öffnungszeiten der höheren Plattformen, die Erfahrungswerte entsprechend gering ausfielen. So wurden von höheren Ebenen keine sonderbaren Figuren probiert und es belief sich auf Kerzen und Arschbomben. Mit der Erfahrung wächst das Selbstvertrauen in die Kontrollierbarkeit der Sprünge und plötzlich verlierst du die Angst vor versehentlichen Fehltritten und nimmst die Schmerzen bei einem Ausrutscher in Kauf und lässt dich nicht beirren. Ich bin zwar sehr häufig vom zehn Meter Brett gesprungen, doch diese Sicherheit hat sich bei mir nie eingependelt. So waren Saltos und andere Figuren meistens vom ein Meter Brett ausgegangen und manchmal sogar von den drei Metern. Letztendlich hat sich die Freibadzeit gelegt und die Lehre aus der Praxis schien gering. Doch wer braucht Praxis, wenn er auch Theorie haben kann? Mit wachsendem naturwissenschaftlichen Interesse sind plötzlich Effekte, die in der Praxis beobachtet wurden klar geworden und die allgemeine Feststellung war, dass die Basis solcher vorhaben eher theoretisch gestaltet werden sollte.
Nun kannst du dir eine Unmenge an theoretischem Wissen aneignen, doch den Schritt zur praktischen Realisierung auslassen. Das kann daran liegen, dass du deine körperlichen Fähigkeiten nicht entsprechend ausgebaut hast oder dir nicht bewusst bist, wozu du physiologisch in der Lage bist. Mit einem leichten Hang zur Anwendung war es mir jedoch wenig vorstellbar, solche Experimente auf ihrer theoretischer Natur verharren zu lassen. Diese Erkenntnis kam jedoch erst später im Studium, als ich die Blockade gelöst habe, die eigene Unversehrtheit überzubetonen. Hierbei ging es insbesondere um die Verhältnismäßigkeit verschiedener Aktivitäten und der rationalen Vergleichbarkeit solcher Aktionen. Mir fällt es leicht in den Alpen mit hoher Geschwindigkeit eine Kurve am Abhang zu passieren, doch ich gehe nicht das Risiko ein, einen Köpper vom drei Meter Brett zu machen? Das klingt unlogisch und so habe ich verschiedenste sportliche und gesellschaftliche Aktivitäten unternommen, die mir vorher zu brenzlich waren, um sie von mir aus anzugehen. Im Beispiel des Freibads ging das ganze wie folgt aus. Total begeistert von dem Fakt wieder von einem Sprungturm zu springen, erklomm ich eifrig das Brett und habe erstmal einen schlichten Sprung ins Wasser gewagt. Nachdem ich mich aus dem Wasser begab, bin ich direkt wieder aufs Brett und habe kurz gezögert. Von einem drei Meter Brett konnte mir nicht wirklich was passieren, also habe ich mir überlegt, dass ich nach häufigem zögern in der Jugend, nun mit meinem Verständnis physikalischer Gesetze die Theorie in die Praxis umsetzen konnte. Also nahm ich ein paar Schritte Anlauf, sprang Kopf voran nach vorne und tauchte elegant mit dem Oberkörper in das Wasser ein, als hätte ich in meinem Leben nichts anderes getan. Dass es mein erster Köpper von drei Metern war, konntest du daran feststellen, dass nach dem eingetauchten Oberkörper rasch die parallel zur Wasseroberfläche befindlichen Beine glatt aufgeschlagen sind. Ich habe schlichtweg vergessen meine Beine nachzuziehen, aber so ist das in der Praxis. Du musst dich an das Optimum herantasten. Mit dem erlangten Wissen die Beine hinterher zu ziehen, stieg ich wieder auf das Brett und ging die Choreographie mental erneut durch. Mit ein paar schwungvollen Schritten in die Richtung der Kante befand ich mich in der Luft, habe mich frühzeitig daran erinnert die Beine hinterher zu ziehen und schon ist es geglückt. Fast. Eigentlich nicht. Ich habe die Beine mit überschwinglichem Schwung nach oben versetzt, sodass ich mich schnell auf den Rücken gedreht habe und dann wie ein Brett auf der Wasseroberfläche aufgekommen bin. Der kurze Schmerz erinnert dich daran, dass du noch nicht im Optimum angekommen bist. Leider ist dann ein Gewitter aufgezogen, aber ich hätte es direkt noch einmal probiert, denn ich wusste es zumindest besser!
Wenn ich an solche Situationen zurückdenke, sehe ich eine allgemeine positive Entwicklung der umgesetzten Ideen, die ich außerhalb meiner Komfortzone ansiedeln würde, selbst wenn es so etwas triviales wie ein Sprung ins kalte Wasser ist, denn letztendlich sind die meisten solcher Themen ein Sprung ins kalte Wasser und du wirst dich besser mit dieser neuen Situation arrangieren können, wenn du dir bereits vorab die notwendigen Grundlagen aneignest. Zeitglich wächst mit dem erlernten Wissen der Mut, die Idee umzusetzen, auch wenn es ein paar Anläufe braucht.
Welche Aktion habt ihr das letzte Mal durchdacht und danach beim Ausprobieren verbessert? Schreib es gerne in meine Kommentare!
Song of the day
Favorite part
Another promise, another scene, another
Packaged lie to keep us trapped in greed with all the
Green belts wrapped around our minds and endless
Red tape to keep the truth confined, so come on
Muse – Uprising