Gefühl von Qualifikation

TL; DR. Es gibt dir ein gutes Gefühl, wenn am Anfang eines Artikels ein kurzes Portrait des Autors steht.

In Zeiten von Facebook-Virologen und einer offensichtlichen Zurschaustellung der korrekten Kompetenzeinteilung bei medizinischem Personal, finden sich eine Vielzahl von Berichten, Kommentaren und Meinungen im Netz. Selbst unter den Journalisten gibt es große qualitative Gefälle und plötzlich kommentieren Personen fernab von jeglichem wissenschaftlichen Hintergrund etwaige wissenschaftliche Erkenntnisse. Sie lesen die Reuters- oder dpa-Meldung, denken dass sie es verstehen und verfassen dann einen Kommentar, der aufregen wird. Dieses Prozedere selbst ist vollkommen in Ordnung, denn mit der Meinungs- und Veröffentlichungsfreiheit steht dem aus gutem Grund nichts im Wege. Auch wenn der Gesellschaft so manch Kommentar hätte erspart bleiben können, ist es dennoch sinnvoll sie ausgesprochen beziehungsweise niedergeschrieben zu sehen, denn damit erkennt jeder klar: Die Meinungs- und Pressefreiheit ist ein hohes Gut in unserem Land. Der geschulte Leser wird sich stets darum bemühen, einen Kontext herzustellen. Befürworter einer bestimmten Position oder Teilnehmer von Interessensverbänden sind nicht per se resistent gegen Kritik, aber ihre Aussage muss zumindest unter dem Hintergrund beleuchtet werden, dass sie ihre eigene Agenda verfolgen könnte.

Um die Unsicherheit zumindest scheinbar zu verringern, gibt es einen einfachen Trick. Die Bahn gibt bei einer Verspätung immer einen Grund an, auch wenn dieser Grund absolut keine Rechtfertigung für die Verspätung ist. „Zug XY ist verspätet. Grund hierfür ist eine Verzögerung im Betriebsablauf.“ Diese einfache Nichts-Begründung sorgt schon dafür, dass du weniger sauer auf die Bahn bist. Diese Art von vorauseilender Erklärung beziehungsweise Erläuterung findest du bereits länger im Artikel des Spiegel. Da wird der Autor kurz portraitiert. Die Darstellung in der App ist jedoch so konzipiert, dass du sie ohne viel Aufwand überspringen kannst. Das Portrait ist blau hinterlegt und hebt sich somit vom Text ab. Der Financial Times ist das besser gelungen mit dem einleitenden Satz „the writer is a science commentator.“ Die Güte dieser Aussage kann natürlich in viele Richtungen gehen, aber du wirst wissenschaftliche Anmerkungen eher akzeptieren als politische Bewertungen. Diese Art von Kurzportrait sollte insbesondere in Kommentaren gängige Praxis sein, damit du direkt zu Beginn den Beschäftigungsbereich abstecken kannst.

Wie häufig hinterfragst du die Autoren in Zeitungskommentaren? Schreib es mir in die Kommentare!

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