TL; DR. Wir sind alles Egoisten, doch daran ist nichts schlimm.
Die Frage poppt häufiger in meinen bunten Mix von Fragen auf, die es sowieso keine Antwort gibt. Die Frage nach der Existenz von Altruismus scheint in meinen Augen eher eine rhetorische Frage zu sein, denn die Antwort scheint klar und bedarf keiner zweiten Überlegung. Dennoch ist es spannend dieses Gedankenspiel mitzuspielen und sich in seiner Art darüber nachzudenken, zu beobachten. Im Duden ist Altruismus definiert als
selbstlose Denk- und Handlungsweise; Uneigennützigkeit.
Quelle: https://www.duden.de/rechtschreibung/Altruismus (Stand: 30.01.2021)
Im Alltagsgebrauch gilt der Begriff als Gegenspieler zum Egoismus, welche entsprechend definiert ist durch die
Haltung, die gekennzeichnet ist durch das Streben nach Erlangung von Vorteilen für die eigene Person, nach Erfüllung der die eigene Person betreffenden Wünsche ohne Rücksicht auf die Ansprüche anderer; Selbstsucht, Ichsucht, Eigenliebe.
Quelle: https://www.duden.de/rechtschreibung/Egoismus (Stand: 30.01.2021)
Schlussendlich kann man Egoismus auch bezeichnen als die
Lehre, Anschauung, nach der alles, auch das altruistische Handeln, auf Selbstliebe beruht.
Quelle: https://www.duden.de/rechtschreibung/Egoismus (Stand: 30.01.2021)
Alle Definitionen haben ihre Legitimation und je nachdem aus welcher Perspektive eine Situation betrachtet wird, kann eine Handlung als altruistisch oder auch egoistisch angesehen werden. Doch meiner Ansicht nach hat aus der Selbstperspektive, also aus der Sicht der handelnden Person, Die Handlung seinen Ursprung stets im Eigenzweck. Das ist nicht verwerflich, sondern scheint gar natürlich. Die Behauptung ist hierbei nicht, dass jeder Mensch ein egoistisches Arschloch ist, sondern dass die intrinsische Motivation hinter jeder Handlung einen eigennützigen Zweck hat. Die Bewertung als Zweck ist hierbei keineswegs objektiv, sondern vollumfänglich subjektiv. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Verzicht auf etwas aus moralischen Gründen. So wird auf etwas verzichtet, ein höherer Mehraufwand im eigenen Leben in Kauf genommen, nur um seiner eigenen Moral gerecht zu werden. Von außen betrachtet würdest du durch und durch altruistisches, in diesem Fall selbstloses Handeln wahrnehmen. Doch aus der Sicht des Verzichtenden ist der Mehraufwand ein Zweckdiener für die eigene moralische Zufriedenheit und in potentiell noch schädlicherer Form der Selbstliebe eine Grundlage für moralischer Überlegenheit. In einer etwas extremeren Variante gibt es Beispiele aus dem Personen- und Kindesschutz von Personenschützern und Eltern. Sein eigenes Leben für jemanden aufzuopfern ist in der Tat aufopfernd und oberflächlich würde dieses Handeln jederzeit als altruistisch gewertet werden. Doch betrachtest du die Situation erneut aus der Perspektive des Handelnden, ist die Motivation wieder eigennützig anzusehen, denn es scheint eine schier schlimmere Konsequenz für das Selbst zu geben, wen das eigene Leben nicht für die andere Person aufgeopfert wird.
Mit den beiden Beispielen sollte mein Punkt an dieser Stelle klar sein. Vereinfacht kannst du sagen, dass jede Handlung am Ende einer intrinsischen, egoistischen Motivation entspringt, selbst wenn sie den Anschein pflegt, selbstlos zu sein. Nun klingt es schlichtweg deprimierend, wenn die Schlussfolgerung lautet, dass alle Menschen Egoisten sind. Dabei solltest du dich nicht an einer einfachen Begrifflichkeit aufhängen, denn nichtsdestotrotz kann dein egoistisches Verhalten eine ausschließlich positive Konsequenz für alle Menschen um dich herum und die Gesellschaft bedeuten.
Um dir auch ein Beispiel zu geben, wie es aussehen kann, wenn du egoistisch handelst, doch was gutes für deine Umgebung tust, legt dir die Studie A neural link between generosity and happiness nahe, dass du mit Großzügigkeit dich selbst ebenfalls positiv beeinflusst. Es gibt dazu neben dem verlinkten Artikel eine Reihe von Experimenten, die eine Korrelation zwischen Zufriedenheit und Großzügigkeit herstellen. Großzügigkeit wird in diesem Fall als altruistisch angesehen, doch das positive Resultat für dich Selbst legt doch eine egoistische Motivation dahinter nahe.
Denkst du, dass es Altruismus gibt? Wenn ja, in welcher Form äußert er sich? Lass uns gerne darüber sprechen! Wohlmöglich hast du einen Punkt, an den ich noch nicht gedacht habe.
Lied des Tages
Lieblingsstelle
So sick and tired of being alone
So long, farewell, I’m on my own
I’m sorry mom, I’ve got to go
I dug this grave I call my homeMy life don’t mean that much to me
So I’m living for you
Yeah, I’m living for you
And you can’t stand the sight of me
So what’s the point of this
Fucked up catastrophe?
Palaye Royale – Lonely
Pingback: Gottes Residenz – alex.all
Hi Alex, super Blog! Kennst du Erik Flügge? Es hört sich fast so an, als hätte sein Buch dich zu diesem Artikel inspiriert, ansonsten tickt ihr sehr ähnlich!
Meine persönliche Meinung: Alles, was wir tun, tun wir für uns. Wenn es anderen dabei besser geht, umso besser für uns und für alle. Also lasst uns mehr solcher Dinge tun.
Hi Rita, tatsächlich kenne ich ihn nicht. Ich bin nicht sonderlich belesen, aber ich werde mir das bei Zeiten mal ansehen.