TL; DR. Ziele sind da, um eingehalten zu werden.
Ziele zu formulieren hilft dir nicht nur die generelle Richtung des eigenen Handelns vorzugeben, sondern den Start und das Ende zu definieren. Du schreibst ein Ziel fest, dass aus mindestens einen Kriterium besteht und sobald dieses messbar erfüllt ist, kannst du zufrieden zurückblicken und sagen „ich habe es geschafft!“. Ziele können beliebig weit in der Zukunft liegen und beliebig abstrakt gestaltet werden. Sie können unerreichbar sein oder in der nächsten Stunde erfüllt werden. Die Variationsmöglichkeiten lassen dir nicht nur jeden Spielraum, den du benötigen könntest, sondern bergen eine ebenso große Gefahr. Es gibt nämlich mehr Ziele, die du nicht erreichen kannst, als jene die du erreichen kannst. Hierbei lässt sich nämlich ein großes Ziel in viele kleine Meilensteine, also Zwischenziele auf dem Weg zum großen Ziel aufbrechen, aber ein kleines Ziel lässt sich nicht aus vielen großen Zielen zusammensetzen. Deine Zielauswahl ist somit frei skalierbar und lässt sich beliebig groß auslegen. Deine persönlichen Formulierungen sind dein eigener Übungsplatz und hier kannst du dich verschätzen, verlieren und jede Variation ihre entsprechende Aufmerksamkeit schenken, denn niemand, den du nicht ins Bilde führst, wird jemals etwas davon erfahren.
Anders ist das bei Personen des öffentlichen Lebens. Menschen, dessen Berufung zum Großteil aus der Präsenz im öffentlichen Raum besteht oder die durch ihre Tätigkeit zwangsläufig in den öffentlichen Raum geschoben werden, übernehmen damit gleichzeitig die Verantwortung als Vorbild zu dienen. Wenn du hier von der Vorbildfunktion sprichst, willst du ein leicht unrealistisches Ziel präsentieren. Es geht nicht darum, dass du ein vergleichbares Leben hast, sondern darum, dass du die Bereiche bei denen viele Teilnehmer betroffen sind in einem überdurchschnittlichen Maße meisterst. Im Zielkontext bedeutet dies, dass du dir nicht nur ambitionierte Ziele setzt, sondern die strukturiert mit messbaren Zwischenebenen erreichst oder dir immerhin eingestehen kannst, dass dein Ziel messbar an einem gewissen Punkt gescheitert ist, du aber daran weiterarbeiten kannst. Wenn du zum Beispiel sagt, dass du 10 kg in den nächsten sechs Monaten abnehmen möchtest, kannst du dir einen Etappenplan ausgestalten, dem du sagst, dass du dir für die ersten drei Monate 4 kg vornimmst und für die folgenden Monate mindestens 2 kg. Das Ziel ist klar formuliert und die Etappen sind eindeutig in den Zeitrahmen eingepflegt. Nun machst du dich an die Arbeit und kannst Hürden feststellen, die zuvor nicht aufgetreten sind. Dennoch machst du weiter. Am Ende bist du vielleicht einen Kilo unter deinem Ziel, doch du kannst voller stolz behaupten, dass du 5/6 deines Plans erreicht hast.
In der politischen Debatte, in Wahlversprechen, Sondierungspapieren und jeglicher bürgerlichen Zuwenden werden Ziele formuliert, niedergeschrieben, zugesagt und letztendlich in vielen Bereichen nicht eingehalten. Dabei ist der Ton meist, dass das Ziel verfehlt wurde und die Wahrnehmung ist ein vollständiges Versagen „der da oben“. Das muss nicht sein. Eine gesunde Fehlerkultur erlaubt dir zwei Dinge:
- Du kannst dir zugestehen, dass du dein ambitioniertes Ziel nicht erreicht hast, ohne dafür in eine Ecke gestellt zu werden
- Du kannst eine Menge Zwischenschritte formulieren, die messbar den Weg zum Ziel pflastern.
- Du kannst diese kleinen Zwischenschritte nutzen um mehrere Pläne, Alternativen und Möglichkeiten auszuschöpfen, die du in Anbetracht der großen Herausforderung vielleicht gar nicht erkennen kannst.
Quantifizierbarkeit ist und bleibt eine Wunschvorstellung der sozialen Produktivität.
Wie viele Stufen bleiben dir bis zu deinem Ziel?
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The Dodos – The Horny Hippies