TL; DR. Jede Situation, auch Krisensituationen sind zumindest von zwei Seiten zu beobachten: Idealistisch oder pragmatisch. Es kommt immer auf das Problem an und welche Herangehensweise das Problem am effektivsten löst.
Alles ist Definitionssache. Wie kommt ein Mathematiker aus einem Gefängnis? Er definiert das Gefängnis als Außen und plötzlich ist er frei. Wer definiert, beherrscht das Narrativ, welches transportiert wird, zumindest wenn alle Informationen zur Verfügung stehen. Nun kannst du eine Situation stets von mehreren Perspektiven betrachten und in der subjektiven Wahrnehmung kannst du nie die absolute Wahrheit finden, das wäre utopisch. Idealismus und Pragmatismus stehen sich hierbei oft im Wege, denn schreibt das Ideal vor, dass etwas nicht verzeihbar ist, so fragt sich der Pragmatismus wie etwaige Schäden in einer realistischen oder mildernden Art beglichen werden können.
Ein schönes Beispiel ergibt sich aus der traurigen, doch stattfindenden Opiodkrise in den USA. Um dich kurz abzuholen:
Unter der Opioidkrise oder Opioid-Epidemie (englisch opioid crisis oder opioid epidemic) versteht man den starken Anstieg der Zahl von Drogenabhängigen und Todesfällen im Zusammenhang mit dem Missbrauch von Opioid-Schmerzmitteln in den Vereinigten Staaten. Der größte Teil der 450.000 Menschen, die in den USA während der Krise durch Opioide starben, waren von legalen Opioiden abhängig geworden, die ihnen zuvor verschrieben worden waren.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Opioidkrise_in_den_USA (Stand: 04.02.2021)
Als wäre die Betitelung einer solchen Krise nicht schon bekümmernd genug, passiert das ganze in einem sehr ungeregelten kapitalistischem System und häufig brauchst du nicht lange suchen und findest hinter den aktiven Treibern eine selbst erschaffenen Krise ebenso einen Geldfluss, der zu solch einer befeuernden Entscheidung geführt hat. Kurzum, wenn ein pharmazeutischer Konzern Strategieentscheidungen trifft, passiert dies im Hinblick auf die Außenwirkung stets mit einer Strategieberatung an seiner Seite. Das ist nichts verwerfliches und absolut normal, denn das gilt als Absicherung für den Vorstand, schließlich waren es ja die Berater, sollte sich etwas nicht entwickeln wie erhofft. In diesem Fall waren es fleißige Mitarbeiter von McKinsey & Co, die das Unternehmen in der Strategie beraten haben und als unglückliches Resultat eine Krise hervorriefen, welche zu verhängnisvollen Schicksalen führte. Nachdem das Beratungsunternehmen sich nach den gegen sie gerichteten Klagen mit 49 Staaten auf eine Entschädigung um die 600 Millionen US-Dollar geeinigt haben, wurde im gleichen Rutsch kein gesetzloses Verhalten festgestellt. Man wäscht sich mit einer sehr teuren Dusche von der rechtlichen Schuld frei, denn es gibt im amerikanischen System immer die Möglichkeit, dass bei einer eindeutigen Beweislage, der geschädigte den Prozess aufgrund von Willkür verliert. Das ist zwar unrealistisch, aber nicht unmöglich, daher laufen solche Prozesse häufig auf eine Einigung hinaus. Schadensbegrenzung kannst du hier als Firma dann damit betreiben, in dem passiv verursachtem Umstand aktiv Ratschläge zu geben, wie es auf der eigenen Homepage als Hilfsangebot verpackt, wahrgenommen wird. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich den Fall nicht bewerten möchte und er nur als Beispiel dient!
Gehen wir vom Ideal aus, dass Menschenleben nicht in Geldwert aufgeschlüsselt werden können, sind die halbe Milliarde US-Dollar eine sehr kleine Summe um den idealistischen Schaden verlorener Leben zu begleichen. Bewegen wir uns vom Idealismus in den Pragmatismus, ergibt sich die Summe schlichtweg aus etwaigen Kosten die den Staaten entstehen, um die direkten Folgekosten decken zu können. Natürlich ist es schwer abzusehen, welche Kosten in diesem Rahmen entstehen, doch an dieser Stelle wurde das idealistische Maß beiseite gelegt und pragmatisch darüber nachgedacht werden, wie akute Probleme gelöst werden können. Du könntest in Ländern mit einer gesetzlichen Krankenversicherung die durchschnittlichen Mehrkosten im System verwenden, um einen Preis an ein Leben zu hängen. Ich hatte das in einer abendlichen Zoom-Sitzung mit einem Freund durchgerechnet und wir sind unter Berücksichtigung mehrere Faktoren auf einen Wert von 300.000€ gekommen und waren geschockt wie wenig das ist.
Jetzt kannst du sagen, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird, den großen Unternehmen da oben keine gerechte Strafe auferlegt wird und der Kapitalismus die Wurzel allen Übels ist. Das ist definitiv eine verständliche Position, doch aus der Sicht der Betroffenen wäre eine andere Entscheidung, insbesondere Hilfen außen vor zu lassen, auf einem idealistischen Maß ebenso so fehl am Platz. Eine Betrachtung sollte also stets von allen Seiten erfolgen.
Ich bin froh, dass dieses Beispiel heute in meinem Newsfeed aufgepoppt ist, sonst wäre der Inhalt des Textes mathematischer Natur gewesen. Wenn du dich in abstrakten mathematischen Räumen bewegst, definierst du dir nämlich je nach Raum eine Metrik auf diesen Raum, damit gewisse Aussagen gelten, die den Voraussetzungen deines Problems gerecht werden. Nun kann es Problemstellungen geben bei denen die gewählte Metrik nicht mehr ausreicht um weitere Eigenschaften nachzuweisen, die dich der Lösung deines Problems näher bringen würden. Also definierst du schlichtweg eine neue Metrik, beweist die gewünschten Eigenschaften und schlussendlich kannst du dein Problem lösen, da du die richtige Metrik gewählt hast. In einem künftigen Beitrag werde ich solch ein Beispiel ausarbeiten, keine Sorge. Mir gehen die Themen sonst aus.
Lied des Tages
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Weil Menschlichkeit sich auf Dummheit reimt
hat der Zeitgeist bereits vor Jahren gezeigt
Wer was hat der kommt weit, wenn er es behält und nicht teilt
seine weißen Zähne doch zum Beißen zeigt
Steiner & Madlaina – Heile Welt