TL; DR. Meckern tut gut, bringt nur häufig wenig.
Es ist mir ein Graus daran zu denken, was alles gerade falsch läuft. Ich könnte mich stundenlang echauffieren über Entscheidungen in aller Welt, schlecht formulierte Argumente, unreflektierte Meinungen und die Tatsache, dass es mich betrifft oder noch viel schlimmer, es sogar von mir stammt. Stundenlang könnte ich dir erzählen wie man etwas besser tut, ohne auch nur irgendeine Qualifikation vorzuweisen. Wenn ich diesen Reiz unterdrücke, dann kann ich dir zumindest sagen, was nicht gut läuft! Nun ja, vielleicht ist das jetzt ein wenig überspitzt dargestellt, aber in den Kommentarspalten der sozialen Medien erlebe ich insbesondere im deutschsprachigen Raum eine gehörige mimimi-Kultur. Das Motto scheint „ich finde den Fehler!“ zu sein und die Belohnung ist größer, wenn lauter geschrien wird. Das ist anstrengend. Ich halte mich aus den Diskussionen meistens heraus. Früher habe ich sie als Unterhaltung gesehen, mittlerweile ist es fast schon wie ein Ratespiel. Ich lese den Titel des Zeitungsartikels und versuche zu erraten wie die generelle Stimmung in den Kommentaren ist. Dann lese ich ein Dutzend dieser Kommentare und habe dann entweder gewonnen oder verloren. Eigentlich habe ich immer verloren, aber nicht weil ich falsch lag, sondern weil ich mir Texte mit auffälligen Sprachfehlern lesen musste, die meistens ein Thema nur von einer schlecht belichteten Seite beleuchtet haben und dessen Autoren sich und ihre Qualifikation, das Thema zu bewerten, maßlos überschätzt haben. Von Rassismus über Sexismus bis hin zu trockenem Antisemitismus war alles dabei und nach ein paar Wochen, war meine Stimmung sehr weit unten angekommen, dabei sollen Ratespiele Spaß bringen. Dort läuft einiges falsch.
Was ist nun Lösung um dieser toxischen Gewohnheit etwas hilfreiches entgegenzuwirken? Konstruktive Kritik. Konstruktive Kritik war für mich zur Schulzeit eigentlich nur eine nett verpackte Abwertung der Leistung. Dir liegt die Kritik oder das zerschmetternde Feedback bereits auf den Lippen, du hast aber auch beigebracht bekommen, dass du negative Punkte nie alleine darstehen lässt. Das führte schließlich dazu, ein halbherziges „Ich fande deine Präsentation gut“ voranzustellen, nur um das Kissen nochmals auszuschütteln bevor du von der harschen Kritik erstickt wirst. Diese Art konstruktiver Kritik meine ich hier nicht. Du solltest dich eher fragen, was du beitragen kannst. Ja, die Situation mag schlecht sein, aber rumstänkern wird die Situation bis auf die kurze Befriedigung des Mimimis auch nicht ändern. Kannst du nichts beitragen, dann erkläre entweder verständlich wie dieser Missstand zu deiner miserablen Situation führt und schließe aus, dass der Grund wo ganz anders liegt, oder gehe auf einer trockenen, logischen Argumentationsebene an die Diskussion heran.
Diese Welt ist unfassbar komplex und schwierig zu begreifen. Einfache Erklärungsversuche einer komplexen Materie helfen zwar beim Einstieg in ein neues Thema, doch schaffen sie keine fundierte Basis für konstruktive Kritik und eine gesunde Diskussion. Wenn du keine konstruktive Kritik äußern kannst, dann halte dich aus dem Thema raus und springe nicht auf den mimimi-Zug auf, denn komme was wolle, es geht immer wieder bergauf und mimimi-Kultur ist langfristig kein Treiber für Verbesserung.
Über welches Thema hast du dich das letzte Mal sinnlos aufgeregt? Schreib es mir doch in die Kommentare!
Lied des Tages
Lieblingsstelle
Wird das Schweigen hier schon längst zu einem peinlichen Moment
Dann red‘ ich über Niederschlagswahrscheinlichkeiten in Prozent
Hab ich ein langweiliges Leben, aber Hang zum viel erzählen
Fluch ich „Bei der Hitze muss man öfter Pflanzen gießen gehen“
Will ich ohne viel zu bieten deine Ohren stimulieren
Sind die Themen wieder große Katastrophen wie „Es nieselt“
Ey, ich werde weiter meckern und dann mach ich meinen Mac an
Man ich würde gar nicht twittern
Wär‘ das Wetter nicht so herrlich bitter
Alligatoah – Es regnet kaum
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