TL; DR. Es gibt viele schlechte Optionen, die deine Langweile fernhalten und dir nicht wirklich etwas bringen. Du solltest deine Langweile dazu nutzen, deine Gedanken zu sortieren, neue Fähigkeiten zu erlernen und sie nachhaltig zu entfernen wie mit einem Ort an dem du deine Gedanken niederschreibst.
Keine Termine, keine Verantwortlichkeiten und keine Sorgen haben, außer jene dir überlegen zu müssen, was du als nächstes tust. Im Stress klingt das wie eine Traumvorstellung, in dieser Traumvorstellung klingt das eher nach Langeweile. Mit den vielen Möglichkeiten das Loch der Langeweile zu stopfen, scheint das Beschäftigen gar kein Thema mehr zu sein. Doch genauso wie du dir schlechte Angewohnheiten in Stresssituationen angewöhnen kannst, sind schlechte Angewohnheiten in den freien Tagen ebenso zu vermeiden oder zumindest zu verringern. Ein wenig ungesunde Beschäftigung ist nie dramatisch, aber sobald es ein Ausmaß annimmt, dass es dominant scheint, solltest du das Problem angehen.
In der Zeit bevor nichtlineares Fernsehen die Hauptbeschäftigung während längerer Freizeitperioden wurde und das Mobiltelefon keinerlei Apps hatte, die dich zu jeder Sekunde mit stimulierenden Signalen ablenken, war der Fernseher eine gängige Option. Durch die Linearität und die geringe Flexibilität des Programms war es jedoch immer eine Abwägung, ob du die zehnte Wiederholung How I Met Your Mother schaust oder dich aufraffst und den Bildschirm auslässt. Ich muss gestehen, dass ich zu der ersten Variante gehörte. Durch anfängliche Fernsehbeschränkungen, keinem Fernseher in meinem Zimmer oder der Unfähigkeit sich aus der gemütlichen Couchposition zu erheben, war das Fernsehgucken stets etwas Rares und Meditatives, das durch und durch Stunden füllen konnte. Auch im Studium habe ich beobachtet, wie ich bei den Besuchen in der Heimat stellenweise auf dem Sofa versackt bin und die ambitionierten Pläne zum Lernen schlichtweg auf die Zugfahrt zurück gelegt wurden. Es hat schon fast etwas apathisches wenn du mich leicht erschöpft vor einen Fernseher legst und die audiovisuelle Befeuerung den Sofamagneten verstärken lässt. Das ist einer von vielen Gründen weshalb ich froh bin, mir nie einen Fernseher angeschafft zu haben; schließlich gibt es schon derart viele Optionen sich von wichtigen Themen abzulenken, dass mir solch eine weitere Verlockung gerne fern bleiben kann.
Doch in Phasen in denen wir nichts tuend die Zeit überbrücken, verspüren wir Langeweile. Die Gedanken drehen sich, Sorgen und Ängste können bestärkt werden und das schlechte Gewissen am Ende des Tages nicht erreicht zu haben, plagt dich zusätzlich zu alledem. Da ist es kein Wunder, dass sich Probanden lieber einen Elektroschock geben, als sich Minutenlang selbst überlassen zu sein. Solltest du dich in der Gruppe wiederfinden, die sich selbst lieber einen Elektroschock zufügt, als sechs bis fünfzehn Minuten still nachzudenken, scheint es naheliegend die eigene Möglichkeiten sich zu beschäftigen, zu trainieren. Den Gedanken freien Lauf zu lassen und sich ohne Plagen durch die verschiedenen Bereiche deiner Denkweisen zu bewegen, stärkt nicht nur vermeintlich deine Kreativität, sondern du bekommst die Gelegenheit dir selbst Problemen bewusst zu werden, die du im Grundrauschen des digitalen Zeitalters wohlmöglich verkennst. Wie du weißt, lösen sich Probleme meistens nicht in Luft auf. Letztlich scheint Langeweile ein Effekt zu sein, womit unser Körper uns signalisieren möchte, dass etwas nicht in Ordnung ist. So finden sich Langeweile und die Unfähigkeit sich für etwas zu motivieren in den gängigen Symptomen für Depressionen wieder. Bevor es zu diesem Zustand kommt, kannst du mit etwas Übung und dem Weglassen einfachen Entertainments wie Instagram, Netflix und dem altmodischen TV-Programm, nach und nach deine Fähigkeiten verbessern. Aus der Langeweile heraus bist du ebenfalls eher dazu gewillt, ehrenamtliches Engagement anzugehen, Personen in deinem Umfeld zu helfen und neue Herausforderungen anzunehmen. Was nicht alles durch ein wenig Langeweile passieren kann. Überlege dir nächstes mal, wenn dir langweilig ist, ob du einfach dein Smartphone rausholst oder schlicht deinen Gedanken den freien Lauf lässt und als Ergebnis etwas Neues erfährst.
Was tust du gegen Langeweile? Hast du ein ähnliches Magnetpotential beim Fernsehgucken? Die Kommentarspalte ist ebenfalls ein guter Helfer gegen langweile.
Lied des Tages
Lieblingsstelle
Ich denke nach über die Welt, über das was wirklich zählt
Ich weiß genau, was mich so quält
Ich bin genervt, ich bin frustriert, weil hier einfach nichts passiert,
Weil hier nie etwas passiert
Die Ärzte – Langweilig