Schau mal her, ein Kabel!

TL; DR. Nordamerika und Europa sind internettechnisch mit einem Kabel, dem TAT-14 verbunden. Das zeigt wie die Hoheit des Internets von diversen Seiten anerkannt wird.

Ich bin letztens über eine absolut faszinierende Tatsache gestoßen. Sie betrifft das Internet wie wir es kennen und lieben oder auch hassen, das sei dir frei überlassen. Nach kurzer Überlegung habe ich festgestellt, dass die meisten vermutlich nicht wissen wie das Internet funktioniert, zumindest nicht bis ins kleinste Detail. Ich gehöre mit Sicherheit nicht zu den Kennern und den Internet Gurus, aber konnte schon einige Erfahrungen sammeln. Ja, hier und da gibt es Server, es gibt Cloud Services wo du deine Bilder ablegst und ein Glasfaseranschluss ist der beste Anschluss, nur gibt es davon in Deutschland weniger als du es von einem entwickelten Land erwarten würdest. Solltest du einer der Kinder der 90er oder der Zeiten davor sein, welche die ersten Anwendungen im Privathaushalt mitverfolgen durften, hast du vermutlich weniger Selbstverständnis für die Existenz des Internets als diejenigen Kinder die aktuell damit aufwachsen. Es ist letztendlich überall und wehe es gibt kein WLAN im Bus! Bevor ich den Teil anspreche, der mich daran verblüfft, möchte ich dir einen wirklich kurzes Konzept vermitteln, wie Kommunikation im Internet funktioniert. Mit Kommunikation meine ich den Austausch von Informationen zwischen Geräten und nicht zwischen Menschen über das was wir das Internet nennen.

Ein einfaches Beispiel ist dieser Blog. Solltest du in die Adresszeile deines Browsers meine Domäne btreal.com eingeben, beginnt die Suche. Dieser Name ist nämlich für mich reserviert! Du kannst dir auf verschiedensten Portalen eine Domäne registrieren, bezahlst dann ein paar Euro im Jahr und darfst entscheiden wohin diese zeigen soll. Die Information wohin meine Domäne zeigt ist nicht auf deinem Computer hinterlegt, sondern auf den verschiedenen Namensservern, die auf dieser Welt verstreut sind. Ein Server ist salopp gesagt ein Computer mit einem anderen Verwendungszweck. Meine Domäne wird durch das nachschlagen auf den Namensservern dann aufgelöst in die hinterlegte IPv4-Adresse 93.90.201.136. Es gibt auch IPv6 Adressen. Die bestehen dann aus größeren Blöcken von Buchstaben und Zahlen und sehen bei meiner Nachfrage von ipv6.google.com wie 2a00:1450:4001:802::200e: aus. IP-Adressen sind Adressen von Maschinen im Netzwerk. Das Netzwerk kann öffentlich oder auch privat sein. Jetzt ruft ihr meinen Blog auf. Euer Browser sendet eine Anfrage an meinen Server. Die Anfrage wird in Form von Paketen gesendet und in diesem Fall über das Hypertext Transfer Protocol Secure (HTTPS) übertragen. Mein Server schaut sich deine Anfrage an, bearbeitet sie und liefert dir die Antwort in Form dieser Seite zurück beziehungsweise als Text, den dein Browser dann so darstellt wie du es auf deinem Bildschirm sieht. Nun kommuniziert dein Computer im wörtlichen Sinne nicht direkt mit meinem Server, denn dafür bräuchtest du eine direkte Verbindung zu meinem Server, die du nicht haben kannst. Neben der skurrilen Idee eine Direktleitung zwischen Privatcomputern und einem öffentlich zugänglichen Server zu haben, kommt hinzu, dass es sich um einen virtualisierten Server handelt, den du gar nicht greifen kannst, aber dazu schreibe ich irgendwann einfach mal einen Beitrag.

Wenn es keine direkte Verbindung gibt, muss es entsprechende Um- und Weiterleitungen geben. Die sehen dann (vermeintlich) wie folgt aus: Mein PC sendet Pakete über ein LAN Kabel,, welches aus Glasfaser ist, an meinen Router. Dieser ist mit der Telefonbuchse verbunden und leitet es über die Kupferkabel weiter an die Verteilerbox im Haus. Diese leitet es wieder mittels Kupfer weiter an die Verteilerbox vor meinem Haus, diese sendet es dann über die Glasfaserleitung mehr oder weniger direkt an meinen Internet Service Provider (ISP). Mein ISP sorgt dann dafür, dass meine Anfrage an die richtige Stelle geschickt wird. An dieser Stelle könnte meine Anfrage ohne die Netzneutralität abgefangen und eingestellt werden, also lass uns kurz inne halten und froh sein in einem freiheitlichen Rechtsstaat zu leben. Nun geht die Reise weiter. Meine Anfrage wird vom ISP auf kürzestem Wege an die Zieladresse weitergeleitet. Nun läuft mein Server theoretisch gerade in Baden-Württemberg und mein Anbieter hat wahrscheinlich keine direkte Verbindung zu dem Rechenzentrum in dem mein Server betrieben wird. Also wird das Paket an das nächste Verteilerzentrum geschickt und von dort aus zentral an seine richtige Stelle positioniert bis es bei meinem Hosting-Service ankommt. Dieser schaut dann an welche Stelle die Pakete geliefert werden sollen und dann kommt die Antwort entsprechend zurück. Das ist eine sehr vereinfachte Darstellung, aber deckt schon die Oberflächlichkeit ab, die ich bedienen möchte. Nun gibt es diverse Leitungen, meistens direkt neben dem Elektrizitätsnetz oder sogar mit den Wasser- und Abwasserkanalsystemen verlegte Netzwerkkabel die zusammen das Netz zwischen allen Häusern und den verschiedenen ISPs abbilden. Viele Verbindungen, viele Wege und sollte ein Kabel ausfallen, können Umwege angesteuert werden, ähnlich wie es im Straßennetz der Fall ist. Nun zum faszinierenden Teil.

Hast du dich schon mal gefragt wie deine Daten nach Amerika, dessen Umgebung und zurück kommen? Die Antwort lässt sich abkürzen mit TAT-14. Das ist das Kürzel für das Transatlantic Telecommunications Cable und wie die Zahl schon andeutet, ist es das 14. verlegte Kabel. Es ist über zwei Strecken von Europa aus quer durch den Atlantik mit Nordamerika verbunden. Diese Verbindung ist der Grund, warum es uns so leicht fällt über das Internet auch Internetservices auf amerikanischen und mit denen verbundenen Netzwerken zu konsumieren. Nun ist das ganze mit der Zeit gewachsen und die Globalisierung stellt diese Anforderungen an das Netzwerk. Das ist dennoch sehr beeindruckend. Der Punkte, den ich überaus faszinierend finde, ist das Vertrauen in ein Kabel. Hierbei handelt es sich nicht nur um ein Glasfaser Kabel, sondern gleich mehrere, jedoch sind sie gebündelt und wenn du dir die Bilder des TAT-14 ansiehst, verstehst du was ich meine. Da der Atlantik jetzt kein dauerhaft zu überwachender Ort ist, muss es einen internationalen Konsens geben. Zwischen Staaten, Terroristen und Privatpersonen egal welcher Form, Motivation oder Herkunft scheint es akzeptiert zu sein, die Kommunikation durch diesen einen Punkt aufrecht zu erhalten. Die Menge an Diplomatie, die hierbei unausgesprochen mitschwingt, ist schlichtweg überwältigend und nur ein Zeugnis dafür, dass trotz politischer, sozialer und weiterer Differenzen, eine Kooperation nie ausgeschlossen ist. An dieser Stelle ein Hoch auf das Internet!

Da solche Themen ebenfalls in meinen Interessenbereich fallen und ich mit Sicherheit noch viele technische Themen in den nächsten 350 Artikeln abdecken werde, hoffe ich doch, dass dir diese Art von Beitrag ebenfalls gefällt! Für Anmerkungen und Korrekturen, gerne die Kommentarfunktion nutzen.

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They say that I must learn to kill before I can feel safe
But I, I’d rather kill myself than turn into their slaveSometimes I feel that I should go and play with the thunder
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The Rasmus – In the Shadows

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