TL; DR. Es ist praktisch, wenn du dir bereits Pläne für hypothetische Ausgänge schmiedest.
Das Leben ist alles anderes als gradlinig. Du kannst dir deine Ziele setzen, doch die schiere Auswahl an Realisierungsmöglichkeiten lässt dir die Qual der Wahl wie du dein Leben ausgestaltest. Jede Umsetzung hat wiederum Konsequenzen und so spalten sich bei jeder Entscheidung Pfade ab, die die diversen Ausgänge beschreiben. Wenn du zum Beispiel mit der Bahn zu einem Geburtstag fährst, kannst du pünktlich ankommen oder es gibt wieder einmal die klassische Verspätung aus voriger Fahrt, verpasst deinen Anschluss und erreichst das Geburtstagskind erst drei Stunden später als geplant. Falls du drei Stunden im Voraus losgefahren wärst, würdest du pünktlich sein! Das ist zwar etwas unpraktisch, aber die Vereitelung eben solcher Unannehmlichkeiten ist nunmal je nach Situation nicht oder nur schwierig möglich. Wie du bei einer solchen Ausschweifungen vom eigentlichen Plan reagierst, liegt neben der Erfahrung maßgeblich an der Vorbereitung, die du zuvor getroffen hast. Die Vorbereitung kann in verschiedener Form von dir oder für dich getroffen werden.
Ein klassischer Fall einer externer Vorbereitungen findest du in unserem Sozialversicherungssystem. Du zahlst in ein Versicherungssystem ein, dass dir ein Auffangnetz bietet, falls sich deine Gesundheit oder soziale Stabilität unvorhergesehen verschlechtert. Die Vorbereitung geschieht ganz ohne dein Beiwerk, sie erfordert lediglich deinen Beitrag. Hier hat eine externe Entität festgestellt, dass du diese Vorbereitung benötigst und sie für dich getroffen. Nun hat der Staat keine Handlungsmöglichkeit in deinen privaten Entscheidungen, sowie kein Interesse dein Leben für dich vorzuleben. Diese Art der Staatsführung hat sich meistens als unvorteilhaft herausgestellt.
Die erfahrungsbasierte Vorbereitung bildet wohl den größten Teil deiner Handlungen ab. Bist du schonmal über deine offenen Schnürsenkel gestolpert? Vielleicht warst du gerade in einem Gespräch und wolltest dich nicht eben bücken, um die Schnüre zu binden. Vielleicht kam die Faulheit durch und hat dir entsprechend dazu verholfen mit der Nase auf dem Asphalt zu landen. Wenn dir das passiert ist, ist eine mögliche Konsequenz, dass du bei den nächsten offenen Schnüren einen Moment innehältst und dich eben dieser kurzen Aufgabe widmest, um einem möglichen Fall auf die Nase vorzubeugen. Diese Art der Nachbereitung geht einher mit dem Sprichwort „Man lernt nicht, dass Feuer heiß ist, ohne es Mal anzufassen.“ Bei einem heißen Backblech suchst du dir meistens ein Stück Stoff, dass dir dabei hilft dir die Pfoten nicht zu verbrennen.
Neben diese offensichtlichen erfahrungsbasierten und externen Vorbereitungen, kommen noch die imaginären. Ein großer Bestandteil des menschlichen Erfolges ist das Vorstellungsvermögen. Du kannst dir Situationen und Folgen vorstellen, die du noch nie gesehen hast und somit im Vorhinein Vorkehrungen treffen, genau diese Ausgänge zu verhindern oder herbeizuführen. Beispielsweise kannst du dir in der App Entwicklung vorstellen wie Nutzer mit deiner Anwendung interagieren und sie gezielt in die Richtung lenken, die du dir wünscht. Das gesamte Konzept geht noch über die eigene Vorstellungskraft hinaus und bildet den großen Bereich der User Experience (UX). Ein alltägliches Beispiel für diese imaginäre Vorbereitung findet sich in der Sprache. Die meisten Personen überlegen in einer Konversation wie die Antwort oder Reaktion des Gegenübers auf die eigene Aussage sein wird. Um dich selbst auf Diskussionen vorzubereiten kannst du dir die potentiellen Argumente des Gegners vorstellen und dich in deiner Wortwahl ideal anpassen.
Du wirst niemals für alles gewappnet sein. Es ist unmöglich jede Eventualität abzudecken und nach Murphy’s Gesetz gilt zusätzlich
„Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon in einer Katastrophe endet oder sonstwie unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht, dann wird es jemand genau so machen.“
Quelle: Wikipedia (stand: 31.07.2022)
Kritische Situationen vollständig zu durchdenken hat also den Vorteil, dass du auf möglichst viele Ausgänge, egal ob erhofft oder nicht, vorbereitet bist. Neben den gesundheitlichen Problemen, die im Kern durch das Gesundheitssystem abgedeckt sind, gibt es diverse andere Situationen, die du dir vielleicht nicht wünscht, aber es vermutlich einen oder zwei Gedanken wert wäre. Was passiert wenn du deinen aktuellen Job verlierst? Welche Konsequenzen hat der Tod von dir nahestehenden Personen im emotionalen als auch administrativen? Bist du mit deinem aktuellen Lebensstil in ein paar Jahren zufrieden? Worauf bist du nicht vorbereitet? Wie wahrscheinlich ist es, dass du dein gesamtes Leben umkrempeln musst? Wie gehst du damit um, wenn du eine schwierige Krankheit oder Behinderung entwickelst? Die meisten Fragen möchtest du dir nicht stellen und das ist absolut natürlich. Es ist ebenso natürlich, dass diese Dinge passieren können, egal ob du dich darauf vorbereitet hast oder nicht. Wenn du dir diese Fragen ernsthaft ausmalst, dann ist der Tag vielleicht hinüber, aber unvorbereitet von diesen Situationen getroffen zu werden, wird einen weitreichenderen, schlimmeren Effekt auf dich haben.
Hast du dein Leben nach solchen Fragen umgestellt? Lass es mich wissen!
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The curse ruled from the underground, down by the shore
And their hope grew with a hunger to live unlike before
Agnes Obel – The Curse