Wenn es doch nur so einfach wäre!

TL; DR. Du solltest einfache Antworten auf komplexe Fragestellungen kritisch hinterfragen. Im allgemeinen solltest du alle einfachen Antworten auf Fragestellungen hinterfragen.

Es scheint mir kaum eine Zeit gegeben zu haben, zu der Verschwörungstheorien in solcher Fülle in mein Bewusstsein getreten sind wie es seit der Ära Trump der Fall war. Natürlich gab es hinter diversen Terrorakten die typischen Regierungstheorien, die besagen, dass Angst und Hass als Kontrollhilfe dienen soll, aber das hat sich in den mir bekannten Verschwörungen bisher noch nie als richtig herausgestellt. Solche skurrilen Science-Fiction Geschichten folgen einer gängigen Problematik, welches ebenfalls vielen ideologischen Debatten und Versprechen zugrunde liegt. Es lässt sich in der Aussage zusammenfassen, dass komplexe Probleme selten mit einfachen Lösungen einher gehen. Das wird aber gerne ignoriert, denn zum einen will der instinktive Kopf Antworten auf Fragen und zum anderen ist es verdaulicher, einfache Antworten zu bekommen, als mit tatsächlichen Fakten oder einem zu komplexen Sachverhalt überfordert zu werden. Schließlich bedeuten Themenkomplexe, die du nicht verstehst, dass du Arbeit aufwenden musst, um dir eine ausreichend qualifizierte Meinung darüber zu bilden. Es sei dir natürlich freigestellt, eine Meinung zu haben, die keinerlei Fundament besitzt, aber das erscheint mir wenig wünschenswert. Trotzdem scheint es ein Leichtes zu sein, in diese Situation zu verfallen und die Gründe hierfür lassen sich hervorragend in gewisse Gruppen aufteilen.

1. Das Akzeptieren der Komplexität sorgt dafür, dass du eigene Probleme nicht mehr auf jemand anderes schieben kannst. Es ist einfach, „die da oben“ oder etwas Unbekanntes zu beschuldigen, wenn du deinen Job verlierst, obwohl eben mehrere Faktoren die Ursache dafür sein können, die von niemanden kontrolliert werden. Die eigene Inkompetenz in gewissen Bereichen kann ebenfalls Grund dafür sein, sofern nicht die gesamte Firma insolvent geht und alle anderen ebenfalls ihren Job verlieren. Wenn du Beziehungsprobleme hast, findest du den Fehler lieber bei deinem Partner oder deiner Partnerin als bei dir selbst, weil die Konsequenz eines erkannten Problems wiederum die Abwägung hervorruft, das Problem weiterhin zu ignorieren oder es anzugehen. Einfache Antworten auf komplexe Fragen sind meistens die schönere, aber keineswegs nachhaltigere Alternative.
2. Das Problem ist so komplex, dass du es nicht greifen kannst, es dir aber zeitgleich an methodischer Kompetenz mangelt, Teile des Problems zu abstrahieren und granular zu betrachten. Viele beobachten Phänomene verhalten sich unfassbar unvorhersehbar. Zugängliche Modellierungen können häufig lediglich Hauptkomponenten und ein paar intuitive Nebenbedingungen abdecken, jedoch ist die Vielfalt der Beobachtungen häufig nicht vollständig dadurch abgedeckt oder stark vereinfacht. Die Konsequenz, die daraus gezogen werden sollte ist, dass etwaige Schlussfolgerungen nur eine eingeschränkte Aussage über das gesamte System treffen können oder alternativ ausschließlich unter definierten Annahmen für den Rest der nicht-betrachteten Umgebung gelten können. So sind beispielsweise verschiedenste Faktoren für den körpereigenen Stoffwechsel verantwortlich und du müsstest stets die Komposition betrachten. Viele heilversprechende Produkte arbeiten mit der Annahme, dass Probleme nur auf einen einzigen Faktor zurückzuführen sind.
3. Die Lösung ist tatsächlich einfach, doch erfordert starke Einschränkungen im eigenen Lebensbereich und daher werden die Probleme anderweitig angeheftet. Stell dir vor, du kennst die Lösung zu einem Problem, das nicht nur dich betrifft, sondern ebenfalls den Großteil der Menschen um dich herum, deine Kinder und alle fortwährenden Generationen. Die Lösung erfordert jedoch diverse Einschnitte in deinen gemütlichen Luxus und deine wohlmöglich destruktiven Interessen. Selbstverständlich kannst du all das ausleben, doch dann solltest du dir eingestehen, dass du auch etwas schädliches tust und Teil des Problems bist. Du solltest jedoch keineswegs die Abwehrhaltung einnehmen und dich plötzlich falsche Antworten auf große Fragestellungen stürzen.

Die Welt ist kompliziert. Vieles ist nicht erforscht und trotz diverser Weiterentwicklungen bleiben viele Fragen offen und die Beantwortung eben jener Fragen kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Im Prinzip kann es jedem passieren, dass er durch eine Fragestellung überrumpelt wird und sich ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit ausbreitet. Das geschieht insbesondere dann, wenn Probleme zwar bearbeitet wurden, doch trotz langwieriger Forschung und Behandlung kein endgültiges Ergebnis offen steht. Der Frust kann dich dazu verleiten auf vermeintlich einfache Antworten hereinzufallen und einer Agenda eine Stimme zu verleihen, dessen Ansätze du nicht teilst. Es wäre schön, wenn es auf jede Frage eine einfach Antwort gäbe, doch so simpel ist es leider nicht. Es gibt sogar genug einfache Fragen auf die es keine einfache Antwort gibt, aber das behandle ich wohlmöglich in einem anderen Kontext.

Wie handhabst du Fragestellungen, die zu groß für dich selbst scheinen? Liste mir gerne deine Strategien auf!